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Wie sicher ist diese Wahl?

Von Barbara Wiesner

Gastkommentare
Barbara Wiesner war von 1992 bis 2006 Professorin für Informatik an der Technischen Hochschule Brandenburg. Zu ihren Spezialgebieten gehörten Sicherheit, Kryptographie und Privacy. Inzwischen ist sie im Ruhestand und lebt in Wien.

Bei der Auszählung der Stimmen ist Österreich im Gegensatz zu Deutschland sehr gut aufgestellt.


Für die Nationalratswahl kann man im Wahllokal den Stimmzettel in die Wahlurne einwerfen oder eine Wahlkarte beantragen. Mit dieser kann man dann in einem beliebigen Wahlkarten-Wahllokal in Österreich, bei einer mobilen Wahlkommission oder mittels Briefwahl wählen. Zu jeder Stimmabgabe gibt es damit einen Beleg auf Papier, den man gegebenenfalls für spätere Kontrollen verwenden kann.

E-Voting ist in Österreich nicht zugelassen, weder in der Wahlkabine noch via Internet. Wie sinnvoll das Verbot von Wahlcomputern ist, also von rechnergesteuerten Systemen, die bei Wahlen der Abgabe und/oder der Zählung der Wählerstimmen dienen, zeigt der Bericht der Konferenz DefCon Ende Juli in den USA, wo Hacker innerhalb kürzester Zeit 30 Wahlcomputer knackten.

Soweit ist in Österreich, wie übrigens auch in Deutschland, bei der Stimmabgabe größtmögliche Sicherheit gewährleistet. Anders sieht es aus, wenn danach Computer zum Einsatz kommen. Das ist der Fall bei der elektronischen Erfassung der Ergebnisse, bei deren Übermittlung an die übergeordnete Wahlbehörde und bei deren Auswertung. Denn die Fehlerfreiheit von Computerprogrammen kann bekanntlich niemand garantieren.

In Deutschland herrscht derzeit vor der Bundestagswahl große Aufregung. Der Chaos Computer Club hat gerade in einer Analyse gravierende Schwachstellen in der bei der Wahl verwendeten Auswertungssoftware "PC-Wahl" festgestellt. Da derzeit niemand weiß, ob diese Probleme bis zum 24. September behoben werden können, haben sich die Wahlleiter von Bund und Ländern vorsichtshalber auf Meldeketten verständigt, um die Ergebnisse persönlich übermitteln zu können. In diesem Fall werden die Ergebnisse telefonisch übermittelt.

"Futurezone" hat nun beim österreichischen Innenministerium nachgefragt, wie es mit der Sicherheit des Übertragungsprogrammes in Österreich aussieht. Laut dessen Auskunft wird die Software "PC-Wahl" in Österreich nicht verwendet. Das Ministerium versicherte, bei der Auswahl der in Österreich zum Einsatz kommenden Software sei großer Wert auf die Einhaltung von Sicherheitsstandards gelegt worden. Zudem würden alle Daten ausschließlich verschlüsselt übertragen. Außerdem gebe es ein duales System: Die am Wahltag elektronisch übermittelten Daten würden ein paar Tage später mit dem Papierergebnis gegengeprüft.

Was also in Deutschland als Ultima Ratio gilt, nämlich die Überprüfung der Wahlergebnisse ohne Computer, ist in Österreich zur Pflicht erklärt worden. Österreich ist damit im Gegensatz zu Deutschland für die kommende Wahl sehr gut aufgestellt.

Wie das bei späteren Wahlen sein wird, kann derzeit niemand vorhersagen. Zum Beispiel ist völlig offen, ob E-Voting auch künftig in Österreich nicht eingesetzt werden darf. Vom Innenministerium heißt es, die Entwicklung auf diesem Gebiet im Inland (etwa im Bereich von Körperschaften wie der Österreichischen Hochschülerschaft) und im Ausland werde genau beobachtet.

Last not least sei erwähnt, dass es eine Initiative gegen E-Voting gibt (http://papierwahl.at).