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Kitzbühel ohne Worte

Von Christian Mayr

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Wenn die Sportberichterstattung wo furios gescheitert ist, dann in der Beschreibung der Steilheit von Ski-Rennpisten: Egal welche und wie viele TV-Kameras in Kitzbühel auch aufgefahren werden - auf Kran, Seil oder mit hochauflösender Superzeitlupe -, die 85 Prozent Neigung der Mausefalle, die Herausforderung Steilhang oder die Tücken der Hausbergkante werden nie, nie eingefangen werden können. Jeder, der einmal selbst in die zahlreichen Abgründe des Hahnenkamms gestarrt hat, weiß um diese Diskrepanz. Und wenn schon die besten Bilder scheitern, dann sind Worte geradezu lächerliche Versuche, die Wirklichkeit einzufangen. Was soll man über die Streif noch schreiben, wo doch längst alles in allen Extremen gesagt wurde? Das Rennen aller Rennen, das Nonplusultra der Abfahrt, die Krone des Weltcups, die ultimative Mutprobe, der Ritt auf der Rasierklinge, der Kampf ums Überleben, ... Wirklich vermittelt ist mit diesen Metaphern für alle Nicht-Abfahrer relativ wenig. Doch selbst die Gladiatoren auf zwei Brettln tun sich schwer, die Strecke in Worte zu fassen: "Eisig", "unruhig", "zäh", lauteten die meisten Beschreibungen nach dem ersten Training am Dienstag auf der Streif. Die eben - auch so eine gängige Plattitüde - "kein Kindergeburtstag" ist. Wenn etwas die Besonderheit Kitzbühel gut zum Ausdruck bringt, dann vielleicht jenes, dass es selbst gestandenen Profis nicht bloß ums Gewinnen geht. "Am Ende des Tages ist es am wichtigsten, dass jeder heil herunten ist." Sagte jüngst der (gerade verletzte) Vorjahressieger Thomas Dreßen via Servus-TV.

Ohne weitere Worte.