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Es ist Zeit für mehr Zeit

Von Christina Böck

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Während das analoge Ich hier noch an einem brauchbaren Einstieg für diesen Text laboriert, war das digitale Ich heute schon recht fleißig. Auf Facebook wurden alle Freunde unter Einsatz drolliger Bewegtbilder namens GIFs unterrichtet, dass die aktuelle Stimmungslage nach einem Marathon alter 80er-Serien verlangen würde. Auf Instagram wurde ein Foto von einem Lama, das ein Lobsterkostüm anhat, hinreichend bestaunt. Auf Twitter stellte sich einmal mehr die Frage: Diesmal doch einen der vielen selbstverliebten Experten für eh alles darüber in Kenntnis setzen, dass sich in Wahrheit niemand für seine/ihre Ergüsse interessiert? Oh, ein Video von einem Otter, der in einem Bobbycar fährt!

Ja, das digitale Ich ist eindeutig mehr im Stress als das analoge. Als vor 15 Jahren Facebook gegründet wurde, war es eine Spielerei für alle, die keine Moorhühner mehr abschießen wollten. Dass diese Plattform einmal so viel Platz im Leben der Menschen und sogar in der Weltpolitik einnehmen würde, damit hat keiner gerechnet. Meistens ist das digitale Ich heute so beschäftigt, dass man gar nicht dazukommt, sich zu fragen: Was hat man denn früher in der jetzt so ausgiebig im Netz verbrachten Zeit gemacht? Die ganzen zusammengeklaubten Vorlieben und sonstigen Daten, die kann sich Herr Zuckerberg ja gern behalten. Er ist ja nicht der Einzige, der sich da hinlänglich bedient. Aber die verschwendete Lebenszeit, wer gibt einem die zurück? Moment. Oh, ein Otter, der ein Schlagzeugsolo auf einem Mistkübeldeckel spielt!