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Die glorreichen Sieben aus Piacenza

Von Tamara Arthofer

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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein italienisches Drittliga-Spiel es in die internationalen Gazetten schafft. Doch in Zeiten, in denen über vermeintliche und tatsächliche Gehaltsexplosionen im Fußball, den Kommerzialisierungs- und Transferwahn gejammert wird, bedarf dieser Fall einer besonderen Würdigung: Weil die erste Mannschaft von Pro Piacenza sowie die gesamte Trainerriege wegen ausstehender Gehälter vor dem Auswärtsspiel gegen Cuneo streikten, sprangen vielleicht zwar erzwungen, aber zumindest wagemutig sechs Teenager und ein 39-jähriger Physiotherapeut in die Bresche - im Wissen um ihre Chancenlosigkeit, aber mit der Aussicht, ihrem Klub den wegen dreier schon im Vorfeld verpasster Spiele drohenden Rausschmiss aus der Meisterschaft zu ersparen. Ersteres ist mit einem 0:20 auf dem Rasen auch eingetreten, zweiteres allerdings nicht. Die Liga kannte kein Erbarmen und schloss Pro Piacenza aus - nicht wegen sportlicher Wertlosigkeit, sondern, weil einigen Spielern die Registrierung fehlte. Hätte das Ganze nicht einen zutiefst ernsten Hintergrund - den Existenzkampf der unterklassigen, aber für die Entwicklung wichtigen Vereine, denen die sprudelnden Einnahmequellen namens TV-Geld und Europacup versagt sind, die nicht am Tropf eines spendablen Gönners hängen und manchmal auch aus Größenwahn mitverantwortlich für ihre Misere sind -, würde der Fall dennoch zum Schmunzeln anregen. Denn die Disziplinarkommission urteilte auch, dass das Spiel mit 0:3 strafverifiziert wurde. Somit hat also das amateureske, numerisch wie altersmäßig unterlegene Rumpfteam eines weit abgeschlagenen Klubs offiziell "nur" drei Tore gegen den gestandenen Mittelständler kassiert. Das muss den glorreichen Sieben erst einmal wer nachmachen.