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Meister der Fuge - und des Unfugs

Von Christoph Irrgeher

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Es kommt nicht oft vor, dass Google auch Klassik-Fans begeistert. Am Donnerstag ist es jedoch gelungen. Da spielte ein vergnügtes Püppchen mit Perücke auf der Startseite Orgel; wer es anklickte, durfte für einen Moment die Feder von Johann Sebastian Bach führen: Zwei leere Takte galt es mit Noten zu füllen, dann ergänzte eine Künstliche Intelligenz (KI) diese Melodie zum vierstimmigen Satz . "Doodle" heißen solche Spielereien aus dem Hause Google, jenes zum Bach-Geburtstag war eines der bisher aufwendigsten. Die KI hatte den Stil des Thomaskantors davor anhand hunderter Beispiele inhaliert.

Ein verblüffender Lernerfolg - und wohl auch für andere Gebiete nützlich. Wer firm ist in der Kunst der Fuge, sollte eigentlich kein Problem mit niedrigeren Künsten haben. Etwa mit dem Verfassen politischer Reden. Tausende Parteienförderungseuros ließen sich sparen, von der Regierung abwärts ("Es braucht einen . . . neuen Stil . . .der Meilensteine") bis zum Wiener Rathaus ("Geld in die Hand genommen . . . fit für die Zukunft"). Zudem: Es ließe sich auch so mancher Gesinnungskolumnist (Stoßrichtung: "Und wieder ein Beweis, dass diese Regierung Satanswerk/ein Gottesgeschenk ist") virtuell ersetzen. Und nicht zuletzt: Die Google-Intelligenz wäre auch auf ihrem ursprünglichen Gebiet nützlich, also der Musik. Etwa für Popsängerin Ariana Grande. Deren Hit "7 Rings" hatte nicht weniger als zehn Autoren - und erwies sich dann doch nur als Cover des alten Schlagers "My Favorite Things".