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Politik als Fernsehturbo

Von Bernhard Baumgartner

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Wo haben Sie am Sonntagabend die Ergebnisse der Nationalratswahl erfahren? Auch als Verlag, der vielfältige analoge und digitale Angebote hat, sind wir realistisch: Vermutlich haben Sie sich im Fernsehen informiert, und allen voran wahrscheinlich im ORF. Zwar hat das Privatfernsehen in den vergangenen Jahren einen richtig guten Job dabei gemacht, eigene Nachrichten und politische Sendungen zu etablieren, aber wenn es um etwas geht, greifen die Zuseher immer noch auf Bewährtes zurück. Das ist auch in anderen Ländern nicht anders, und der öffentlich-rechtliche Sender hat da auch so etwas wie eine quasi-hoheitliche Funktion. Wenn der Innenminister das amtliche Endergebnis präsentiert (das zu diesem Zeitpunkt eh schon alle kennen), ist das ein kleiner Staatsakt, ja fast ein (leer gewordenes) Ritual.

Wie auch immer: Innenpolitik hat im Fernsehen noch immer eine gewisse Zugkraft. Daran ändert auch die beispiellose Explosion an Konfrontationen, Duellen, Runden und Analysen nichts, die in den vergangenen Wochen das Durchhaltevermögen der Politiker, aber auch der Zuseher strapaziert hat. Man konnte am Schluss schon selbst mitsprechen oder mit den Augen mitrollen, wenn immer dieselben Fragen kamen, die auch schon bei den zig Malen davor nicht beantwortet worden waren.

Wie auch immer: Die Quoten machen sicher, dass es sich gelohnt hat. Nun wird es aber auch Zeit, dass wieder etwas politische Beruhigung im Fernsehen eintritt, bevor endgültig alle zu Netflix abwandern.