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Mit Sesam schmeckt es besser

Von Bernhard Baumgartner

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Auch Kindersendungen kommen aus den Kinderschuhen. Die US-Serie "Sesamstraße" kann dieser Tage auf ein rundes Jubiläum verweisen. Seit 50 Jahren wohnen in der New Yorker Sackgasse bunte Monster und Menschen in braunen Sandstein-Häusern nebenbeinander. Die liebeswerten Figuren machten schnell Karriere und werden heute in mehr als 150 Ländern gespielt, darunter Russland, China, Nigeria und Afghanistan. Eigentlich sollten mit den Figuren Inhalte vermittelt werden - Zahlen, Buchstaben, einfache Sachverhalte. Aber Ernie, Bert, das gefräßige Krümelmonster ("Kekse!!!"), Grobi oder Bibo machen mehr als das: Sie verbreiten gute Laune. So gut, dass man sich das durchaus auch als Erwachsener ansehen kann, ohne dabei Schaden am Intellekt zu nehmen. 4500 Folgen gab es in den USA, darin ging es etwa darum, wie wichtig Milch ist - oder Freundschaften. Auch heikle Dinge wurden angesprochen: Krankheiten, Sucht oder Autismus. Das ging so weit, dass sich das Krümelmonster von seinen geliebten Keksen trennen musste - oder auf die gesunde Dinkel-Variante wechseln (Vorbild!). Die Figuren sind auch im Netz beliebt und stemmen sich gegen den Bedeutungsverlust des linearen Fernsehens. Der ORF kaufte sie übrigens nie, sondern ließ lieber eigenen Tieren wie Konfetti oder der blauen Sau Ferdinand den Vortritt. Auch OK. Es wird Zeit, Kinder-TV ernst zu nehmen. Es heute zu schaffen, dass die Kids einmal fünf Minuten ihre Smartphone zur Seite legen, ist Kunst.