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Stadien zum Schleuderpreis?

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Dass Fußball ein Spielball der Wirtschaft ist, ist längst nichts Neues mehr. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht über Transfers, Sponsorengeschäfte und anderweitige Partnerschaften debattiert wird. Doch noch ist der Plafond nicht erreicht, vor allem in Sachen Verkauf von Stadionnamen ist noch viel Luft nach oben, wie nun die Agentur Duff & Phelps in einer Studie festgehalten hat.

Demnach geben Vereine die Namensrechte für ihre Spielorte nämlich viel zu billig her. Für die Untersuchung wurden 98 europäische Klubs herangezogen, von denen nur rund 27 Prozent die Stadionnamen veräußert haben. Illustre Klubs wie der FC Barcelona und Real Madrid verzichten ganz darauf - und damit laut Berechnungen der Analysten auf bis zu 37 Millionen Euro pro Jahr. Die deutsche Bundesliga, deren Klubs zu 80 Prozent einen Stadionnamensgeber haben, sind im Europavergleich zwar Vorreiter, geben sich aber demnach auch zu billig her. So kassiert der FC Bayern angeblich von der Allianz-Versicherung jährlich rund sechs Millionen Euro - und damit weniger als ein Drittel dessen, was die Rechte laut Duff & Phelps wert sein könnten. Die Studienautoren glauben allerdings daran, dass sich das bald ändern wird, dass diese Einnahmequelle in Zukunft stärker angezapft wird. "Wir sehen in ganz Europa noch erhebliches Potenzial für weitere Vertragsabschlüsse", sagt Daniel Kittlauss, Managing Director bei der Agentur.

Es ist das pure Denken in Zahlen und Fakten, das aus der Wirtschaft spricht, bei dem die mannigfaltigen Emotionen im Fußball aber nicht berücksichtigt werden. Die Vereinsbosse sollten sich hüten, dasselbe zu tun, schließlich gelten die Stadien vielen immer noch als quasi-sakrale Orte. Um es nicht ganz so drastisch zu formulieren: Tradition verkauft man eben nicht (gern). Nur wenn man sie zum Schleuderpreis verscherbelt, hat erst recht niemand etwas davon.