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Ein Rohrkrepierer namens Parallel-RTL

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Da hätte es der harschen Kritik von Frankreichs Skistar und Gesamtweltcup-Anwärter Alexis Pinturault gar nicht bedurft: Jeder, der sich am Sonntag die Mühe gemacht hat, den stundenlang in unerträgliche Länge gezogenen Parallel-Riesentorlauf von Chamonix anzusehen (vormittags wurde herumqualifiziert, nachmittags im K.o.-System um Weltcuppunkte gecarvt), hat wohl erkannt, dass dieses Format nicht die Zukunft des alpinen Rennsports sein kann. Abgesehen von der Langatmigkeit und ohnedies stark limitierten Wertigkeit des Bewerbs hat Pinturault mit seiner Kritik natürlich vollkommen recht, dass das Ganze einem Glückspiel glich, weil ein Kurs der deutlich schnellere war. Und wer letztlich die blauen Tore umfahren durfte, entschied ab dem Viertelfinale nicht etwa die bessere Zeit in der Vorrunde, sondern das Los!

Die größte Sorge der Athleten war jedoch - und dabei bekam der Franzose umgehend Unterstützung von Fahrern wie Trainern -, dass hohes Tempo, Sprünge und Nähe zum anderen Kurs Kollisionen mit anderen Fahrern begünstigen. Denn beinahe hätte der US-Amerikaner Tommy Ford auch seinen Schweizer Kontrahenten Thomas Tumler mit den scharfen Kanten umgefahren. Vorbei ist die Saison jedenfalls für ÖSV-Fahrer Stefan Brennsteiner und den Südtiroler Simon Maurberger, die sich bei dieser Parallel-Fahrerei am Knie verletzten.

Dabei hatte die FIS einst die hehre Absicht, mit solchen Parallel-Rennen den Skisport (und all seine Stars) in die Städte und damit zu den Zuschauern zu bringen. Doch genau diese City-Events wurden - aus nicht nachvollziehbaren Gründen - wieder aus dem Rennprogramm gekickt. Dabei war das Format als Parallel-Slalom wesentlich spannender, zeitlich geraffter und obendrein - da weniger Tempo - deutlich ungefährlicher. Stattdessen nun den großen Bruder der City-Events zu forcieren, um den Bewerb auch zu WM- und Olympia-Ehren zu bringen, ist ganz sicher der falsche Weg.