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Literatur-Nobelpreis: Ein lyrisches Signal

Von Christina Böck

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Man kann wie immer trefflich darüber streiten, ob der Literatur-Nobelpreis auch nur irgendeine Relevanz hat. Wenn es einem Spaß macht, bitte. Was sich aber wirklich niemals wegdiskutieren lässt, ist die Tatsache, dass die Schweden immer wieder für Überraschungen gut sind. Die Auswahl der Akademie folgt eigentlich keinen Regeln, nur eines kann man sich bizarrerweise meistens ausrechnen: welcher Kontinent als nächster drankommt. Afrika und Asien standen für 2020 auf der Warteliste, aber auch Amerika und da eher Südamerika. Denn Nordamerika ist ohnehin eines der meistprämierten Territorien dieser Auszeichnung. Und außerdem, da war doch noch etwas: Stimmt, die US-Wahlen.

Würde sich der Literatur-Nobelpreis wirklich plump in den Wahlkampf einmischen mit der Kür eines Künstlers, einer Künstlerin, der oder die eine Botschaft sendet? Unwahrscheinlich, oder? Nun, wie man sieht: Nein. Auf den ersten Blick mag es wirken, als wäre mit der Lyrikerin Louise Glück eine recht harmlose Wahl gefallen, aber schon die erste Fotosuche wirft diese Vermutung über Bord. Eine prominente Bilderreihe zeigt Glück, wie sie von Barack Obama mit der National Humanities Medaille ausgezeichnet wird. Er drückt die zierliche Frau herzlich und fest an sich - auf so vielen Ebenen ein Bild aus einer anderen Welt.

Übrigens hat vor genau vier Jahren zuletzt ein US-Amerikaner den Literatur-Nobelpreis erhalten (Bob Dylan). An Donald Trumps Sieg änderte das damals nichts.