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Der "Tatort" als freie Fläche

Von Bernhard Baumgartner

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Es könnte alles so einfach sein. Am Sonntagabend kommt jemand zu Tode. Alle rätseln, wer’s war. Am Ende landet der Übeltäter im Knast, und alle freuen sich. So funktioniert das seit mittlerweile 50 Jahren, ein Jubiläum, das die Reihe "Tatort" im Sommer ausgiebig und kontaktlos feierte. Nun meldet sich ARD-Fernsehfilmkoordinator Jörg Schönenborn zu Wort. Er wolle weiterhin Experimente beim "Tatort" zulassen. "Wir müssen den Mut haben zu irritieren und zu strapazieren, denn sonst wird der ‚Tatort‘ irgendwann etwas fürs Museum", so der TV-Manager anlässlich des Jubiläums der beliebtesten TV-Reihe des deutschsprachigen Raums.

Die Trotzigkeit dieser Aussage mag verwundern. Immerhin kann niemand dem "Tatort" nachsagen, besonders rigide gegen Veränderungen zu sein. "Coole" Kommissare aus Hollywood kamen und gingen, die Reihen an Discs voll mit politischen Besserungsversuchen im Kleid eines Sonntagabend-Unterhaltungsfilms kann man mittlerweile in Metern messen. Es gab formale Experimente und inhaltliche. Niemand kann also behaupten, dass der "Tatort" in Monotonie vor sich hin sieche.

Aber es zeigt sich halt auch, dass die Folgen mit dem meisten Zuspruch ganz normale, intelligent gebaute Krimis sind, die von Autoren geschrieben wurden, die nicht grundsätzlich zum Lachen in den Keller gehen. Das kann man vielleicht einfach einmal zur Kenntnis nehmen. Bei aller Liebe zum Experiment, das darf durchaus weiter so bleiben.