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Unverrückbares verrücken

Von Petra Paterno

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Was lässt sich aus dem Lockdown lernen? Die Zwangspause kann auch ein Anlass sein, um scheinbar unverrückbare Gewissheiten zu hinterfragen.

Zum Beispiel das Spannungsfeld Sprechtheater, Streaming und Fernsehen. Seit längerem wird kontrovers diskutiert, ob staatlich geförderte Bühnen kostenloses Streaming anbieten sollten oder nicht. Bislang hielten sich die Bühnen dezent zurück.

Diese Fronten hat die Corona-bedingte Zwangspause aufgeweicht: Streaming all over. Die verblüffende Erkenntnis: Es gibt ein Publikum für Theater on screen!

Das weiß das Musiktheater längst. Bei der medialen Vermarktung nimmt die Klassik stets eine Vorreiterrolle ein. Im März vergangenen Jahres wurden die Bühnen geschlossen, bereits im April strahlte ORF III in einer neuen Sendereihe "Wir spielen für Österreich" Live-Übertragungen klassischer Musik aus, bald folgte Musical, zuletzt Opern-Inszenierungen. 1,5 Millionen Menschen haben bisher zugesehen.

Nun wird das Projekt - spät, aber doch - auch auf das Sprechtheater ausgeweitet. 16 Inszenierungen aus elf Bühnen und vier Städten werden ab 26. Februar wöchentlich gezeigt. Auf den ersten Blick scheint die Auswahl generös, reicht vom Wiener Burgtheater bis zum Meidlinger Werk X, von Salzburg bis Graz sind auch Bühnen aus den Bundesländern vertreten. Doch ein zweiter Blick auf den Spielplan beweist: Inhaltlich wird das Risiko minimiert, indem man überwiegend auf Unterhaltung setzt. Immerhin: Ein Anfang ist getan.