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Frustrierende Justizthriller

Von Christina Böck

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Diese Woche hat so klar wie selten gezeigt, dass Gerichtsentscheidungen oft nicht mit der öffentlichen Meinung korrelieren müssen. Oder einfach auseinandergehen wie Tag und Nacht. Am Mittwoch wurde überraschend Bill Cosby aus der Haft entlassen, weil das Höchstgericht das Urteil gegen ihn für ungültig erklärt hatte. Der Grund war, man kennt es aus frustrierenden Hollywood-Justizfilmen, ein Verfahrensfehler. Jemand, von dem sich zumindest 60 Menschen - so viele Frauen werfen Cosby vor, dass er sie sexuell missbraucht habe - gewünscht haben, dass er eingesperrt bleibt, ist am Mittwochabend freigekommen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Popsängerin Britney Spears mit ihrem emotionalen Appell vergangene Woche bei ihrer Richterin nicht durchgedrungen ist. Ihrem Vater wurde die Vormundschaft nicht entzogen. Obwohl die 39-Jährige ausgesagt hatte, sie habe keine Kontrolle über ihr Leben, dürfe auch privat keine Entscheidungen treffen, ja selbst der Einfluss über ihren eigenen Körper werde ihr abgesprochen. Sie dürfe nicht zum Gynäkologen, um sich die Verhütungsspirale entfernen zu lassen. Spears bleibt - nur halb-metaphorisch - eingesperrt.

Klar, Vox Populi macht keine Gesetze, meist aus gutem Grund. Und doch hinterlassen diese zeitgleichen Gerichtsentscheidungen einen schalen Geschmack. Immerhin hat Spears nach wie vor die Möglichkeit auf einen weiteren Antrag. Das Verfahren gegen Cosby aber darf laut Höchstgericht nicht mehr aufgenommen werden.