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Die letzte Chance des Novak Djokovic

Von Christoph Rella

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1. Oktober 1988, Olympic Park, Seoul. Vor tausenden jubelnden Fans und unter den Klängen von Whitney Houstons "One Moment in Time" hüpfte Steffi Graf aufs Stockerl, um die Goldmedaille im Einzel in Empfang zu nehmen. Dabei stand diese Medaille für weit mehr als nur den Gewinn von Tennis-Olympia, hatte doch die Deutsche etwas geschafft, das bis heute keinem anderen Profi, auch nicht bei den Herren, so gelungen ist: der Golden Slam, das heißt, der Gewinn sämtlicher Majors (Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open) sowie von Olympia innerhalb eines einzigen Jahres.

So einzigartig dieser Triumph auch ist, so könnte er bald sein Alleinstellungsmerkmal in der Geschichte verlieren, zumal sich Novak Djokovic trotz Corona für Tokio angesagt und angesichts der ausgedünnten Konkurrenz - auch Dominic Thiem verzichtet auf Olympia - beste Chancen hat, hier dem Ziel eines Golden Slams einen großen Schritt näher zu kommen. Melbourne, Paris und London hat er für heuer schon in der Tasche, womit ihm nach Tokio nur noch der US-Open-Titel in New York fehlen würde.

Und bevor jetzt irgendjemand dem Serben zu viel Ehrgeiz oder Corona-Sorglosigkeit unterstellt: Djokovic wäre dumm, wenn er diese einmalige Chance nicht ergreifen würde. Damit, dass die halbe Weltkonkurrenz in Japan fehlt und Olympia somit zum "Alleinläufer" werden könnte (was es gewiss nicht ist), hat die Entscheidung nichts zu tun. Vielmehr läuft dem "Djoker", der immerhin schon 34 Lenze zählt, langsam die Zeit davon. Golden Slams gibt es nur alle vier Jahre.