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Die Grenzen des Fußball-Wachstums

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Gerade haben sie noch Seite an Seite gekämpft und den Überrumpelungsangriff der europäischen Superligisten aus England, Spanien und Italien zurückgeschlagen - schon liegen der Fußball-Weltverband Fifa und der Kontinentalverband Uefa wieder im Clinch. Dabei geht es im aktuellen Konflikt im weitesten Sinn um das selbe Thema: Gewinnmaximierung im Weltsport Nummer eins.

Weil die Fifa - im Gegensatz zu Spielern und Fans - das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sieht, soll es ab 2026 WM-Turniere im Zweijahresrhythmus geben (natürlich im XXL-Format mit 48 Nationen). Damit die Uefa da mitspielt und ihre EM-Termine hergibt, glaubte die technische Beratungsgruppe mit Ex-Coach Arsene Wenger an der Spitze, die Europäer mit vorgezogenen EM-Titelkämpfen ab 2027 und einem simultanen Zweijahresrhythmus zu ködern. Schließlich ist der Ball nun wirklich noch nicht vollständig ausgequetscht, und die Welt braucht dringend jedes Jahr im Sommer ein Großturnier! Doch da hatte die Fifa die Rechnung ohne den Uefa-Boss Aleksander Ceferin gemacht, der umgehend mit Boykott drohte: "Viel Glück mit einer solchen WM", ätzte der Slowene - nicht ohne anzufügen, die Fifa möge "wieder zu Sinnen" kommen. Tatsächlich sind die Fifa-Argumente, wonach mehr (kleinere) Teams die Chance auf eine WM-Teilnahme bekämen und der Fußball "besser werde", schnell entlarvt. Denn eine klassische Qualifikationsphase wäre dann im Fußballkalender nicht mehr möglich, ergo würde man um Fixplätze für große Nationen und K.o.-Spiele für Kleine nicht herumkommen. Und an die Akteure, die schon jetzt ständig über der Belastungsgrenze wandeln, und die Fans, deren Übersättigungsgrad längst erreicht ist, denkt niemand.

Wenn der Terminus von den Grenzen des Wachstums wo zutrifft, dann (schon lange) auf den Fußball.