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Corona düngt die Sprache

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Jetzt hat das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) gerade Wörter rund um Corona vorgestellt, die in das Neologismenwörterbuch einziehen könnten.

Neologismen - das sind Wortneuschöpfungen und Wörter aus anderen Sprachen, die so gebräuchlich werden, dass sie nicht mehr als Fremdwort wahrgenommen werden. Zumeist entstehen sie aufgrund neuer gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Ereignisse. Da kommen dann so wunderbare Schöpfungen heraus wie Elektronengehirn oder Klapprechner. Aber auch das Handy war einmal solch ein Neologismus.

In Bezug auf Corona haben sich die Ausdrücke Homeschooling, Lockdown und tracken durchgesetzt. Was Herdenimmunität bedeutet und was Inzidenz, glaubt mittlerweile jeder Hobbyvirologe zu wissen, egal, ob er Impfling ist oder Angehöriger der Entwurmungsfraktion. Durchgesetzt haben sich, zumindest österreichweit, die Stiche, aber nicht etwa jene Albrecht Dürers in der Albertina, sondern Erst-, Zweit- und Drittstiche mit dem allerdings nur wienweit verbreiteten Jaukerl.

Apropos: Selbst heftigen feuilletonistischen Bemühungen um Neologismen ist es missglückt, den Mund-Nasen-Schutz, vulgo: Maske, durch Pappenwindel oder Nasentröpferlfänger zu ersetzen. Was nur zeigt: Selbst die volkstümlichste Wortschöpfung braucht das Volk, um volkstümlich zu werden.

Wie dem auch sei: Corona düngt die Sprache. Und der beste Dünger war von jeher Mist.