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Einem jeden Recht getan . . .

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Es gibt Wichtigeres zu tun, als schöne, gemeinsame Fotos zu machen.


Lange war Norbert Hofer (FPÖ), dritter Nationalratspräsident, auffällig im Hintergrund, nun meldete er sich ausgerechnet zum Thema Olympische Spiele wieder zu Wort. Er halte es für "den falschen Weg", dass Österreichs Regierungsspitze keinen Vertreter nach Peking entsandt hatte, erklärte er am Wochenende via Aussendung. Der Bundesregierung empfahl er eine "umfassendere Betrachtung" der Beziehungen zwischen China und Österreich, die diplomatischen Beziehungen hätten sich schließlich in den vergangenen Jahren verbessert, er und Bundespräsident Alexander Van der Bellen sich bei einem Besuch im Jahr 2018 ein Bild gemacht und dabei auch "offen und transparent" Menschenrechtsfragen angesprochen. Zudem, das sagte Hofer nicht, es entspricht aber den Tatsachen, profitieren auch heimische Unternehmen von den Spielen in Peking. Nun ist es freilich kein Fehler, das so zu sehen. Brücken niederzureißen anstatt zu bauen, hat sich noch selten als gute Idee erwiesen.

Doch zu behaupten, die Beziehungen würden nachhaltig belastet, nur wenn weder Kanzler Karl Nehammer noch Sportminister Werner Kogler für Xi Jinping den Grüß-August (und bei seiner Propaganda-Show mit-)spielen, würde die Rolle Österreichs dann doch eher überbewerten - ebenso wie die Hoffnung, das Ansprechen der Menschenrechte am Rande einer Olympia-Eröffnung durch einen Vertreter Österreichs würde hier irgendetwas bewirken.

Zudem spricht hierzulande - ebenso wie in Deutschland und den anderen europäischen Ländern, die auf eine Reise nach China verzichtet haben, aber anders als in den USA und einigen anderen Staaten - niemand offen von einem Boykott. Die Corona-Pandemie, deretwegen auch Xi bis zu diesem Wochenende zwei Jahre lang keine ausländischen Gäste empfangen hatte, sowie die Einreise- und Quarantänebestimmungen würden hier schon Anlass genug geben, von einer Reise abzusehen.

Doch abgesehen davon, ob es "g’scheit" ist, Peking aus politischen und Corona-bedingten Gründen zu meiden, darf man durchaus auch die olympische Sinnfrage stellen. Warum ist es wichtig, ob bei Olympischen Spielen, die doch angeblich ein Fest für den Sport und die Sportler darstellen sollen, Politiker ihr Lächeln vor jede Kamera tragen? Schließlich habe Sport doch mit Politik rein gar nichts (!!) zu tun, heißt es immer wieder, wenngleich immer wieder heuchlerisch.

Doch wie oft wurden Politiker, gleich welcher Couleur, in der Vergangenheit dafür kritisiert, die Spiele als eigene Bühne zu missbrauchen, und sich, je nachdem, im Glanz der Medaillengewinner zu sonnen oder die weniger Erfolgreichen öffentlich zu rügen (Stichwort: Olympia-Touristen).

Einem jedem Recht getan, ist schließlich eine Kunst, die keiner kann - das gilt sowohl für den Sport als auch für die Politik.

Dass die sich bei Olympia aber nicht in den Vordergrund drängt, muss nicht die schlechteste Entscheidung sein. Auf das Weltgeschehen wird es so oder so keinen Einfluss haben. Aber es gibt Wichtigeres zu tun, als schöne, gemeinsame Fotos zu machen - für die österreichische Politik im Lande, und für die Sportler in Peking sowieso.