Zum Hauptinhalt springen

Die Wiener Stadion-Schande

Von Christian Mayr

Kommentare
WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Wie gut, dass Neo-ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick bei den Vertragsverhandlungen gar nicht in Wien respektive - Gott behüte! - in der ÖFB-Zentrale im Ernst-Happel-Stadion war. Er hätte sich, seinen künftigen Arbeitsplatz vor Augen, womöglich nicht für Österreich entschieden. Dazu passt eine Anekdote von Marcel Koller: Als der Ex-Teamchef die "Wiener Zeitung" in einem finsteren Kammerl zum Interview empfing, machte er ein paar zutreffende, aber dann nicht druckreife Bemerkungen zu den Bedingungen im Prater-Oval. Das war 2013 - und geändert hat sich seither nichts (jedenfalls nichts zum Besseren).

Und wenn es die Verantwortlichen in Stadt Wien (Sportstadtrat Peter Hacker) und Bund (Sportminister Werner Kogler) noch immer nicht glauben wollen, dass nämlich die Heimstätte des Nationalteams im internationalen Kontext eine Schande ist, dann mögen sie den Worten von Uefa-Boss Aleksander Ceferin lauschen. Dass erstmals der höchste Fußballvertreter des Kontinents derart offen diese Causa (in der angeblich lebenswertesten Stadt der Welt) anspricht, ist eine Peinlichkeit sondergleichen. "Österreich und Wien brauchen unbedingt ein großes, modernes Stadion", sagte der Uefa-Chef zur "Presse"; die Infrastruktur sei "nicht wirklich perfekt, um es höflich zu formulieren". Jeder, der sich halbwegs mit Fußball auskennt, weiß längst, dass uns selbst die einstigen Ostblock-Länder um Längen mit modernen Arenen abgehängt haben, aber in Österreich muss man froh sein, wenn der ÖFB die Minimalversion einer neuen Zentrale samt Trainingsplätzen in Aspern bekommt.

Nicht einmal um eine Frauen-EM, die dem Damenfußball einen Kick geben würde, könne sich Österreich bewerben, so Ceferin außerdem. Dabei wurden die EM-Heldinnen von 2017 noch von der heimischen Politik hofiert. Oder besser: ausgenutzt.