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Die TV-Drohne sollte eingemottet werden

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Sie gilt als der letzte Schrei (oder besser: das letzte Gesurre) der Ski-Übertragungen: die TV-Drohne. Nach einem katastrophalen Start anno 2015, bei dem sie Marcel Hirscher in Madonna beinahe auf dem Kopf gedonnert wäre, feierte sie im Vorjahr in Kitzbühel ein überraschendes Comeback - und nun in Frankreich auch die WM-Premiere. Die hinter den Athleten mitfliegenden Drohnen liefern spektakuläre Bilder aus Läufersicht, die den TV-Konsumenten den Rennsport aus neuer Perspektive viel besser zugänglich machen. Meinen zumindest die Kommentatoren ständig. Aber stimmt das auch?

Wer am Sonntag die Herren-WM-Abfahrt, also den Höhepunkt der Titelkämpfe, mitverfolgt hat, wird sich womöglich über die Bilder der Drohnen geärgert haben. Seien wird doch ehrlich: Das größte Manko an Ski-Übertragungen ist seit jeher, die Steilheit der Rennpisten nicht vermitteln zu können - und das wird durch die Drohnen-Perspektiven sogar noch schlechter. Marco Odermatt und Co. schienen nun wie Formel-1-Boliden eine flache Autobahn zu bewältigen, aber keinen steil abfallenden Rennhang; überdies hat die Drohne die Fahrer oft aus dem Bild "verloren", einzelne Tore waren gar nicht zu sehen. Das größte Ärgernis ist aber, dass die Linienwahl der Läufer nicht mehr verglichen werden kann, wenn einer von hinten via Drohne, der andere aus der normalen Kamera-Perspektive gezeigt wird. Erst recht nicht auf einem so schattigen Kurs wie die L’Eclipse.

Vor genau zehn Jahren, bei der WM in Schladming, wurde uns schon die Live-Helmkamera als TV-Revolution verkauft. Durchgesetzt hat sie sich nicht. Vielleicht geht die Drohne denselben Weg.