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Journalist, eine aussterbende Art

Von Gregor Kucera

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Journalisten sind als Spezies derzeit so etwas wie der Eisbär unter den Menschen. Ich hoffe, Eisbären sehen diesen Vergleich nicht als Affront, es soll ja Menschen geben, die halten nicht so viel von Journalisten, die unaufgeregt über Fakten berichten.

Aber zurück zum Vergleich. Es wäre ja nicht so, dass es per se nicht möglich wäre, Eisbären zu züchten, oder dass es schon zu wenige geben würde. Das Problem ist, dass ihr natürliches Habitat verschwindet. Und was dem Bären seine Scholle, ist dem Journalisten sein Medium. Ausbildungsstätten für Jungjournalisten gibt es zur Genüge, wie auch Zoos für die Bären, aber wohin soll man beide Gruppen dann auswildern? Wo sollen die Journalisten von morgen schreiben, wenn es keine Medien mehr gibt? Das Sterben der Zeitungen in diesem Land ist mit dem Ende der "Wiener Zeitung" sicherlich noch nicht beendet. Experten erwarten massiven Personalabbau quer durch alle Verlage.

Wenn man bedenkt, dass große Konzerne oder so manches Bundeskanzleramt schon mehr Journalistinnen beschäftigt als ein mittlerer Verlag, erklärt dies einiges. Aber ist der PR-Journalist gleich ein Journalist?

Es scheint zudem so zu sein, dass man alles Mögliche und Unmögliche lehrt, aber ganz selten kommt die Ethik des Journalismus dabei vor. Zu lernen, wie man ein TikTok-Video fabriziert, ist wichtiger, als den Unterschied zwischen Corporate Publishing und unabhängigem Journalismus zu erklären. So schwer wäre das gar nicht, man müsste nur wollen.