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Ein Rückzug, der Folgen haben sollte

Von Simon Rosner

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Der Verzicht Roms auf eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2020 kommt einer Ohrfeige für das IOC gleich. Wer Olympia will, kann schon mal beginnen, die Milliarden einzufrieren, die für ein derartiges Großereignis notwendig sind. Sicherheitsauflagen, Infrastruktur, die Organisation selbst, das alles verschlingt Unsummen. Italien hat mit etwa 10 Milliarden Euro kalkuliert.

Aus Sicht des IOC ist das Geld gut angelegt, gerne reden sich die Olympier ihre aus den Fugen geratene Spiele schön, indem sie den Spielen die Kraft bescheinigen, Wunder zu wirken: Die Wirtschaft blüht, die Arbeitslosenzahlen sinken, das Veranstalterland profitiert auf allen Ebenen. IOC-Vize-Chef Thomas Bach hatte etwa in einer ersten Reaktion, die nach beleidigter Leberwurst klang, den Italienern vorgeworfen, sich mit dem Rückzug "gegen das Wirtschaftswachstum" entschieden zu haben. Doch da überschätzt Herr Bach die ökonomische Zugkraft der Spiele.

Das Bruttoinlandsprodukt Italiens beträgt etwa 1800 Milliarden Euro. Die 15 Milliarden für die Spiele könnte sich Italien also leisten, doch das Land will sich die Spiele nicht leisten. Selbst in einer sportbegeisterten Nation wie Italien kann man den Menschen offenbar die Spiele nicht mehr schönreden, wenn sonst überall gespart wird. Das IOC muss die Spiele dringend reformieren und redimensionieren. Sonst wird, wie vor 30 Jahren einmal, der Tag kommen, an dem niemand mehr die Spiele will.