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Der nächste Schritt wäre fällig

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Ricardo Teixeira hat sich in der Rolle des Kämpfers gegen das ihm angetane vermeintliche Unrecht gefallen. Chaos in den Vorbereitungen auf die WM in Brasilien? Nicht die Schuld des Organisationschefs. Korruptionsvorwürfe? Alle haltlos. Kritik vom früheren Fußball-Star und nunmehrigen Parlamentsabgeordneten Rómario und weiteren Ikonen des brasilianischen Fußballs? Die haben ja alle keine Ahnung. Rücktritt vom Amt des brasilianischen Verbandspräsidenten und aus der Fifa? Warum auch, ist eh alles in Ordnung. Das hat Teixeira noch vergangene Woche betont, doch nun muss er doch den Chefsessel räumen. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es heißt, und nur vorübergehend. "Er wird sich einigen Untersuchungen unterziehen und dann wiederkommen", erklärte Marco Polo del Nero, der Präsident des Verbandes São Paulo.

Doch die Luft für den seit 23 Jahren herrschenden Autokraten wird dünner: Von der Regierung hat er kaum mehr Rückendeckung, und wie lange die Veröffentlichung der Akten aus dem Prozess rund um den insolventen Sportrechtevermarkter ISL noch verzögert werden kann, ist fraglich. In ihnen soll er als Schmiergeldempfänger genannt werden, ebenso wie sein Ex-Schwiegervater João Havelange. Der hat schon die Reißleine gezogen und sich endgültig aus dem Internationalen Olympischen Komitee zurückgezogen. Teixeira sollte sich ein Beispiel nehmen und seiner vorübergehenden Beurlaubung den nächsten Schritt folgen lassen. Den Kämpfer gegen das Unrecht nimmt ihm eh keiner mehr ab. Und jetzt ist für ihn vielleicht die letzte Chance, halbwegs sein Gesicht zu wahren. Und für den brasilianischen Verband die längst fällige Möglichkeit auf einen Neubeginn. Die Zeit bis zur WM drängt ohnehin schon ganz gewaltig.