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Obamas Frau fürs Grobe

Von Alexander U. Mathé

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Stephanie Cutter hat seit 1988 als Beraterin für alle demokratischen Kandidaten gearbeitet, die sich den US-Präsidentenwahlen gestellt haben.


Mitt Romney soll "aufhören zu jammern". Stephanie Cutter ist eine Frau von der harten Sorte. Das merkt man nicht nur daran, wie sie über den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten spricht. In amerikanischen Medien derzeit allgegenwärtig, fällt die Nummer 2 im Wahlkampfteam von US-Präsident Barack Obama vor allem mit garstigen Kommentaren und als Scharfmacherin auf.

Nachdem seinem Spitzenkandidaten vorgeworfen wurde, die Börsenaufsicht über seine Vergangenheit bei der Firma Bain Capital belogen zu haben, war das republikanische Lager empört. Doch Cutter war der Ansicht, Romney solle sich nicht so anstellen und stellte gleich klar: "Eine Entschuldigung wird er nicht bekommen." Die 43-jährige Juristin ist eine alte Häsin im Geschäft der US-Präsidentenwahlen und hat seit 1988 das Team eines jeden demokratischen Präsidentschaftskandidaten beziehungsweise Präsidenten verstärkt.

Ihren ersten politischen Posten hatte die Absolventin der Georgetown Universität als Praktikantin in der Kampagne von Michael Dukakis, der 1988 mit George H.W. Bush um das Präsidentenamt rang. Unter Präsident Bill Clinton wurde sie zur stellvertretenden Kommunikationschefin des Weißen Hauses. 2004 leitete sie die Kommunikationsabteilung der Kampagne von John Kerry gegen Bushs Sohn George W. Nachdem Kerry unterlag, gab man ihr - zu Unrecht, wie viele, darunter Kerry selbst, meinten - die Schuld an der Schlappe. Cutter drohte in der Versenkung zu verschwinden, doch Senator Edward "Ted" Kennedy holte sie in sein Team. Dort erholte sie sich, gründete eine lukrative Kommunikationsberatungsfirma und begann, an der Eliteuniversität Harvard zu unterrichten.

Nach dem Tod Ted Kennedys holte sie Obamas Chefberater, David Axelrod, ins Weiße Haus. "Wenn Du einen wichtigen Auftrag hast, ist sie die erste Person, an die Du denkst", ist Axelrod von Cutter begeistert. Ihr strategisches Denken, ihre Vernetzung mit maßgeblichen Journalisten, ihre Durchsetzungskraft und nicht zuletzt ihre Loyalität sind alles Eigenschaften, die ihr die Achtung ihrer Kollegen eingebracht haben. In Medien wird sie gerne als Obamas "Ein-Frau-Einsatz-Kommando" charakterisiert. Sogar ihre Gegner streuen der hellen Blondine Rosen. "Stephanie Cutter ist da draußen wohl der stärkste Spieler, den es in beiden Teams gibt", sagte Steve Schmidt, republikanischer Stratege und ihr Gegenüber im Wahlkampf 2004. Kein Wunder also, dass sie zu einer der prominentesten Stimmen der demokratischen Partei avanciert ist. Dass die schon einmal laut und verletzend sein kann, tut ihrem Ansehen keinen Abbruch, oder wie Ted Kennedy es einmal formulierte: "Jeder will Stephanie."