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Ohrfeige für den Ex-Zögling

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Von der gefeierten Fußball-Ikone der Grande Nation, vom Sonnyboy zum Watschenmann: Jetzt hat es auch Michel Platini geschafft, in den Mühlen der Sportdiplomatie zerrieben zu werden. War er zuletzt wegen eines Abendessens mit Nicolas Sarkozy und den katarischen Paris-Saint-Germain-Investoren nur kurz vor der umstrittenen Wahl Katars zum WM-Ausrichter 2022 in die Schusslinie der Kritiker geraten, stößt nun auch Fifa-Chef Joseph Blatter gegen den Uefa-Präsidenten nach. Dessen neues Liebkind, die Idee einer paneuropäischen EM 2020 mit 13 verschiedenen Ländern als Ausrichtern, bezeichnet Blatter als Europameisterschaft, der "Herz und Seele" fehlen. Blatters Argumente sind wohl nicht ganz von der Hand zu weisen: Durch ein Turnier in einem Land schaffe man Identität und Euphorie. Das sehen viele Fans genauso. Andererseits hat Platini nicht zu Unrecht den Kostenfaktor im Auge. Durch die Ausweitung auf mehrere Teilnehmer - wodurch er sich bei kleineren Ländern einen Bonus verschafft - wird es Ländern finanziell und logistisch zunehmend erschwert, sich seriös als Ausrichter zu bewerben. Blatters Kritik hat aber wohl einen anderen Hintergrund: Neuerdings gibt er sich als großer Reformer - sowohl mit seinem Schwenk zugunsten der Torlinientechnologie, die von seinem Ex-Zögling abgelehnt wird, als auch puncto Korruption. In diesem Bestreben fühlt er sich von der Uefa gebremst. Der Machtkampf zwischen den großen Fußballverbänden und ihren Chefs hat damit eine neue Dimension erreicht. Nicht unmöglich, dass Blatter sich doch noch einmal für eine Wiederwahl bewirbt.