Zum Hauptinhalt springen

Neue Grenzen für Europa

Von Martyna Czarnowska

Kommentare

Der EU-Beitritt Kroatiens schafft für dessen Nachbarn Hürden: Das Reisen mit einem Personalausweis ist zu Ende.


Die EU-Schilder sind aufgestellt, auch die Hinweistafeln, wo sich die Unionsbürger einreihen sollen. Überhaupt ist an den Grenzübergängen viel EU-Blau zu sehen: an den Blechdächern, den Wänden der Kabinen für die Zöllner. Seit einem guten Monat sind die Posten Zaton Doli und Klek offiziell eröffnet. Wer dort durchfährt, passiert die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Der schmale Streifen Land bei der Bucht von Neum, ein paar Dutzend Kilometer nordwestlich von Dubrovnik, bildet für Bosnien den einzigen Zugang zum Meer. Entzwei geteilt ist dort das kroatische Staatsterritorium - und damit bald auch das Gebiet der EU.

In etwa zwei Wochen tritt Kroatien der Gemeinschaft bei, und die Sicherung an deren Rändern gehörte zu den Anforderungen an Zagreb. Das neue Mitglied wird die längste Außengrenze der EU haben; allein mit Bosnien-Herzegowina werden es an die tausend Kilometer sein. Für die Kroaten selbst werden sich durch den Beitritt weder viel größere Reisefreiheiten noch Arbeitsmöglichkeiten ergeben. Jobsuchende sind durch Übergangsfristen in etlichen EU-Ländern eingeschränkt, und Reisende müssen ihren Pass mitnehmen. Denn eine Mitgliedschaft in der Schengen-Zone, wo Reisen ohne Grenzkontrollen möglich sind, ist nicht in Sicht.

Für die Nachbarn jedoch, die jahrzehntelang mit den Kroaten in einem Staat gelebt haben, gibt es Änderungen. Und das - aus ihrer Sicht - durchaus zum Schlechten. Serben, Bosnier und Montenegriner dürfen nämlich nicht mehr lediglich mit einem Personalausweis nach Kroatien fahren: Sie brauchen einen Pass. Wenn nicht sogar ein Visum. Die Verpflichtung zu solch einem Sichtvermerk ist zwar mittlerweile weggefallen, doch hat die EU dafür die Einführung von biometrischen Pässen gefordert. Wer so etwas nicht hat, muss unter Umständen um ein Visum ansuchen.

In Bosnien-Herzegowina wird die Situation sogar noch komplizierter. Denn dort ist es derzeit für manche schwierig, auch nur einen Pass zu bekommen. Seit Wochen schwelt ein Streit um neue Bezirksgrenzen, der in dem künstlich geschaffenen Staatengefüge für zusätzliche Spannungen sorgt. Daher können derzeit keine neuen Registriernummern für Personaldokumente vergeben werden. Und ohne Nummer kein Reisepass und keine Krankenkassen-Karte.

Die Kroaten wiederum wollen ihren Nachbarn das Leben insofern nicht noch schwerer machen, als dass sie sich um Erleichterungen im so genannten kleinen Grenzverkehr bemühen. Das würde bedeuten, dass sich Serben oder Bosnier im Grenzgebiet in einem Umkreis von ein paar Dutzend Kilometern mit einem Personalausweis oder einer anderen Bescheinigung bewegen könnten.

Solche Regelungen gibt es schon, etwa an den östlichen Grenzen der EU: zwischen der Slowakei und der Ukraine, Rumänien und Moldawien oder Polen und der russischen Exklave Kaliningrad.

Die Abkommen werden bilateral geschlossen, doch muss ihnen die EU zustimmen. Wann und ob das auch Kroatien und seinen Nachbarn genehmigt wird - darüber schweigt sich die EU-Kommission aus.