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Auf der anderen Seite der Brille

Von Christina Böck

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"Um Gottes Himmels willen, können Sie mir damit jetzt in die Seele schauen?" Das war zum Beispiel eine der Fragen, die den Trägern des Prototyps von Google Glass gestellt wurden, als ihre Gegenüber des neuen technischen Gadgets ansichtig wurden. Google Glass kann ja bekanntlich alles, was ein Smartphone auch kann, also Informationen abrufen, aber auch fotografieren und filmen, das aber alles direkt vor dem Auge des Brillenträgers.

Nun hat Google eine Etikette für die Verwendung der Datenbrille veröffentlicht. Das rührt wohl auch von Fragen wie der eingangs zitierten. Google ersucht seine Glassträger, keine "Glassholes" zu sein und auf Fragen von Passanten zum Produkt nicht "schnippisch" zu reagieren. Immer schön höflich bleiben, und wenn man noch so oft ausgelacht wird, weil man mit der albernen Brille wieder einmal ins Leere starrt. Weil die anderen ja nicht erkennen, dass man auf der anderen Seite der Augengläser etwas total Spannendes sieht. Auch dazu gibt es übrigens eine Benimmregel: Man soll etwa "Krieg und Frieden" nicht über die Brille lesen - es könnte sonst sein, dass man "ziemlich seltsam" wirkt.

Bei aller kessen Flapsigkeit hat der Glassknigge doch einen wichtigen Punkt nicht vergessen: Wenn man gebeten wird, die Brille auszuschalten, dann soll man das auch tun. Zumindest eine kleine Hoffnung, dass in Zukunft nicht jeder jeden permanent filmt. Eine entsprechend gruslige Zukunftsvision hat Dave Eggers in seinem Roman "The Circle" beschrieben. Jedem an Google Glass Interessierten sehr ans Herz gelegt. Liest man am besten auch nicht über die Brille.