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Wenn ein Derbysieg zu Kopf steigt

Von Christian Mayr

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Roger Schmidt hat so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen: Nach dem 5:1-Schützenfest seiner Leverkusner im Rheinderby gegen den 1. FC Köln ließ er sich nämlich dazu verleiten, die Taktik seines Gegenübers - nämlich Peter Stöger - zu kritisieren. Da die Kölner "ultradefensiv" gespielt hätten, sei der Sieg in der Höhe verdient, meinte Schmidt, um dann verbal nachzutreten: "So könnte ich nicht Fußball spielen, wie Köln heute gespielt hat. Dann wäre ich kein Trainer." Auch, wenn der Ex-Salzburg-Coach tags darauf relativierte, dürfen wir uns fragen, ob dies die Anzeichen eines neuen, überheblichen Startrainers sind (Motto: Aufmerksamkeit durch Pöbeleien) oder alles nur in der Emotion eines Derbysieges passierte? Der gewohnt gelassene Stöger erwiderte die Untergriffe übrigens dezent elegant und führte sie auf Schmidts immer noch beleidigtes Ego zurück - schließlich habe ihm Stöger 2013 als Austria-Trainer den Meisterteller weggeschnappt. "Respekt gibt es eben am Transfermarkt nicht zu kaufen", stellte der Wiener fest. Diese Debatte erinnert ein bisschen an die Auseinandersetzungen zwischen Defensivtaktiker José Mourinho und Offensivapostel Pep Guardiola vor einigen Jahren, nachdem Ersterer es geschafft hatte, den Barcelona-Code zu knacken und in der Folge die Champions League zu gewinnen. Wenn Schmidt mit seiner Werkself je in diese Sphären vorstoßen sollte, wird man ihm solch unsympathische Angriffe gegen Kollegen gewiss verzeihen - denn auch im Fußball hat der recht, der Erfolg hat. Bis dahin gilt es für ihn, menschlich zu reifen, um in der Stunde des Erfolges demütig zu bleiben.