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Der Volksschultanz ums goldene Kalb

Von Christoph Irrgeher

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Wenn unsere Vorfahren ferne Länder bereisten, ließen sie ihre guten Manieren gern zu Hause. Trafen diese Entdecker "Ureinwohner", gaben sie ihnen Glasperlen und wollten dafür edles Metall. Der moderne Mensch hält so etwas für fragwürdig - und für abgeschafft.

Schauplatzwechsel: In einer Wiener Volksschule findet ein Tanz-Workshop statt. Der Veranstalter, die Firma Danc’In Schools GmbH, erhält Förderungen. Die Eltern zahlen trotzdem einen Beitrag. Danc’In Schools GmbH hält eine Handvoll Trainingseinheiten ab. Danach gibt es einen Auftritt im Stadtpark. Pro Nummer tanzt eine ganze Schulstufe. Die Kinder legen sich ins Zeug - jeder nach seinem Talent. Ein kollektiver Lernerfolg scheint aber nicht gelungen, wie ein Blick in die wuselige Masse lehrt. Vor der ersten Reihe macht ein Vortänzer trotzdem unbeirrt seine "Streetdance-Moves". Er ruft gern "Super!" und schickt seine jungen Bühnenpartner am Ende des Songs mit der Anweisung "Winke, winke!" fort. Ab und zu fliegen Konfetti. Die Schüler dürfen sie mitnehmen. Die Eltern wiederum, erklärt der Trainer, brauchen nicht mit dem Handy zu filmen. Ein "professionelles" Team halte den Auftritt fest. Die DVD kann man später erwerben. Nach dem Konzert werden T-Shirts mit dem Firmenlogo angeboten: Zwölf Euro das Stück.

Gewiss: Man kann darüber streiten, was ein sinnvoller und schulwürdiger Zusatzkurs ist. Was man Danc’In Schools GmbH jedenfalls nicht vorwerfen kann: ein unprofessionelles Marketing. Das ist so schlagkräftig, dass die Firma eigentlich mit dem alten Abba-Hit "Money, Money, Money" auftreten könnte. Der wäre auch kindertauglicher als Lieder mit Texten wie "I’m in love with your body".