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Impfen, sagt der Hausverstand

Von Eva Stanzl

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Herbert N. staunte nicht schlecht, als er mit einem durchgängigen Reizhusten in die Praxis kam. Sein Hausarzt diagnostizierte Keuchhusten, obwohl N. als Kind dagegen geimpft worden war. "Den Kinderkrankheiten-Immunschutz müssen Sie doch als Erwachsener auffrischen!", rügte der Medikus den Wiener Manager und warnte vor mitunter fatalen Folgen.

120 Tage Husten rund um die Uhr, drei Wochen Kur und immer noch in Rekonvaleszenz: Herbert N. musste erfahren, wie unangenehm fehlende Antikörper sein können. Dennoch lassen immer weniger Menschen sich und ihre Kinder impfen. Gerade bei Krankheiten, die durch flächendeckende Vakzine zurückgedrängt wurden, geht die Impfbereitschaft zurück. Impfgegner vermuten einen Zusammenhang mit einer Zunahme von Autismus-Fällen. Doch ganz konkret brachte diese Haltung im Nachbarland Italien einen Rekord von 1920 Masernerkrankungen in den ersten vier Monaten. Da 88 Prozent der Betroffenen nicht immunisiert waren, verhängte die Regierung in Rom nun eine Impfpflicht. Und Forscher der Universität Stanford kennen die Folgen von Nicht-Impfen sogar in Zahlen: In den USA würde eine fünfprozentige Senkung der Impfraten bei Masern, Mumps und Röteln bei Kindern zwischen zwei bis 11 Jahren die Zahl der Masern-Fälle verdreifachen. Die Krankheit ist hochansteckend, weil die Bakterien zwei Stunden in der Luft überleben - man sie also kriegen kann, ohne dass jemand mit roten Tupfen gerade im Raum sein muss. Die Forscher empfehlen jedenfalls dasselbe wie Herbert N.: Er hätte sich seinen Keuchhusten liebend gerne erspart - und hat nun alle Impfungen aufgefrischt.