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Vom Biertisch zum Public Viewing

Von Christoph Rella

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Wenn Österreichs Nationalteam bei einem Großturnier aufspielt und auch noch für Furore sorgt, lässt das gewöhnlich niemanden kalt. Schon gar nicht vor der feucht-fröhlichen Kulisse eines Bierzelts, wie sie ja auf dem Land sommers hundertfach aufgestellt sind. Dass aber auch der Frauen-Fußball gestandene Männer von ihrem seit dem Frühschoppen vorgewärmten Biertisch (samt andächtiger Schunkelmusi) zum benachbarten Public Viewing lockt, ist da doch eher neu. So geschehen am Sonntag beim Kirtag einer Landgemeinde im südlichen Niederösterreich, wo man Zeuge eines soziologisch höchst interessanten Phänomens werden konnte. Der Tischtanz zu "Griechischer Wein" und "Hey Baby" wurde umgehend durch Stehtischstehen ersetzt - die Augen ruhten wie gebannt auf der Leinwand, wo bisher (für viele) ungehörte Namen wie Manuela Zinsberger, Viktoria Schnaderbeck und Nina Burger die Kugel rollen ließen.

Der Jubel mitsamt spontanem "Immer wieder Österreich"-Chor, der nach dem letzten, von Sarah Puntigam versenkten Elfmeter ausbrach, war dementsprechend laut, wobei eines bemerkenswert ist: Es waren beileibe nicht nur fußballaffine Männer und Buben (darunter der Bürgermeister), die sich vor Freude die Kehle aus dem Hals schrien, sondern auch viele Mädchen, Familien und sogar schmuckbehangene ältere Damen. Was wiederum die These stützt, dass Frauen-Fußball eine der wirklich wenigen Sportarten hierzulande ist, die das Potenzial hat, die Gesellschaft als Ganze zu erreichen - und zu begeistern. Insofern war der Sieg am Sonntag in der Tat ein österreichischer.