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Zwölf Hallelujas für einen Grammy

Von Alexander U. Mathé

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Eine Nonnen-Band avanciert zum Pop-Phänomen in Lateinamerika.


"Der Herr hat große Wunder vollbracht. Er hat den Tod besiegt und ist wiederauferstanden." "Zweifle nie, dass auch Du mit seiner Gnade ein Heiliger werden kannst." Kann man mit solchen Liedtexten einen Grammy gewinnen? Die Chancen stehen jedenfalls gut. In Lateinamerika haben es zwölf Nonnen zu Popstars gebracht. "Las Siervas" - die Dienerinnen - werden aller Voraussicht nach für den Latin Grammy Award nominiert, den Grammy für spanische und portugiesische Lieder. Die Nominierungen für die Verleihung am 16. November wurden zwar aufgrund der Hurrikane und der Spur der Verwüstung, die sie durch die Karibik gezogen haben, verschoben. Doch im Vorfeld galt es bereits als gesichert, dass die singenden Nonnen unter den Nominierten sein würden. Eine logische Konsequenz ihres jahrelangen Erfolgs mit ausverkauften Konzerten und YouTube-Auftritten, die Millionen von Fans begeistern. In der Tat stehen die Pop-Nonnen ihren weltlichen Kollegen um nichts nach, wenn sie etwa in einem Video auf dem Hubschrauberlandeplatz eines Einkaufszentrums in Lima mit Stromgitarre und Elektrogeige aufspielen oder ihre Lieder über iTunes verkaufen. Einzig das Gewand verrät ihren geistlichen Hintergrund - und natürlich die Liedtexte. "Die Botschaft Gottes ist an alle Menschen gerichtet und kann auf verschiedene Arten verkündet werden", sagt die Argentinierin, Schwester Andrea, gegenüber der Zeitung "La Nación". "Wir glauben, dass Musik eine universelle Sprache ist, so wie auch unsere Botschaft von Frieden und Mitleid universell ist", so die 46-Jährige. So mancher Fan teilt offensichtlich diese Meinung. "Ich bin nicht katholisch, aber das Lied ist sehr schön. Segenssprüche an alle", schreibt beispielsweise ein Mädchen auf Youtube über den Titel "Vertraue auf Gott". "Las Siervas" sind grundsätzlich aus Peru und gehören dem dort 1998 neu gegründeten Orden der "Dienerinnen des Planes Gottes" an. Doch die Mitglieder stammen aus allen möglichen lateinamerikanischen Ländern von Chile bis Venezuela; sogar eine Philippina und eine Chinesin sind mit an Bord. Denkt man an katholisch und lateinamerikanisch, kommt man auf den Papst. Und tatsächlich haben die Nonnen für ihn bei einem Besuch in Mexiko vor hunderttausenden Menschen aufgespielt. Natürlich ist es ein schmaler Grat, den die Truppe beschreitet. Denn neben der Musik gilt es noch die eigentlichen Aufgaben wahrzunehmen. Und die besteht unter anderem daraus, Kranken und armen Menschen auf den Straßen zu helfen. "Las Siervas" haben das so gelöst, dass lediglich zwei Nachmittage die Woche für Proben reserviert sind. Aber letztlich hilft ja die Musik auch, den Hauptberuf besser zu erfüllen. Denn neben der Verkündung der religiösen Botschaft an ein breites Publikum fließen die Einkünfte der Nonnen in ihre Hilfsprojekte.