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Wenn das System seine Kinder frisst

Von Eva Stanzl

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24 Millionen Schweizer Franken sind eine ordentliche Geldsumme. So viel beträgt der größte Einzelposten für Fördergelder des Wissenschaftsministeriums. Die umgerechnet fast 21 Millionen Euro überweist Österreich als Vollmitglied heuer an das Europäische Kernforschungszentrum Cern in Genf, das mit einem Jahres-Gesamt-Budget von rund 900 Millionen Euro nach neuen Erkenntnissen über die Ursprünge des Kosmos sucht.

Der Betrag rechtfertigt sich dadurch, dass die explosiven Ereignisse nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren sich ohne teure Geräte der Beobachtung entziehen. Ohne Teilchenbeschleuniger könnten Forscher die Zustände von damals nicht nachweisen und wir wüssten weniger über die Gründe für unser Dasein.

Dennoch lohnt es sich, die dahinterstehenden Strukturen genau zu analysieren und gegebenenfalls zu straffen. Denn das europäische Pionier-Projekt Cern wurde 1954 gegründet, zu Wirtschaftswunder-Zeiten aufgebaut, in der Folge des Aufschwungs der 1980er Jahre in Betrieb genommen und dabei Mitarbeiter mit Verträgen ausgestattet, die mit jenen der Vereinten Nationen vergleichbar sind. Eine vom Cern garantierte Pensionshöhe hat nun zur Folge, dass österreichische Steuerzahler über den Mitgliedsbeitrag für die Sanierung eines großzügig angelegten, seit der Finanzkrise 2008 aber renditearmen Pensionsfonds aufkommen. Diese Schieflage zeigt, dass selbst die größten und bewährtesten Systeme immer wieder geprüft werden müssen, damit das System seine Kinder nicht frisst.