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Der kleine Kreis der üblichen Verdächtigen

Von Christoph Rella

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Am Tag des WM-Starts sind nur Brasilien, Belgien, England und die Schweiz wirklich in Form. Viele Favoriten kämpfen mit Problemen.


Mit Blick auf den Titel kennt jede WM ihre "üblichen Verdächtigen". Und gewöhnlich dominieren daher auch bei den Wetteinsätzen große Namen wie Brasilien, Deutschland, Frankreich oder Spanien. Allerdings sollte man sich als Fan bei der am Donnerstag beginnenden WM in Russland sehr genau überlegen, auf welches Team man sein Geld setzt. Denn dass große Namen noch lang kein Garant für Erfolg sein müssen, hat die lange Geschichte des größten Fußballturniers schon oft bewiesen. Weswegen es vielmehr gilt, Schein von Sein zu unterscheiden, was sich wiederum wohl am besten an der aktuellen Form der Teams und deren jüngsten Ergebnissen ablesen lässt.

Für Brasilien schaut es so betrachtet tatsächlich nicht schlecht aus, vier Spiele blieb der Rekordweltmeister zuletzt ohne Gegentor - so auch am vergangenen Wochenende in Wien, wo sich Neymar und Co. mit einem 3:0 für die WM warmschossen. Eine gute Ausgangsposition haben auch Belgien und - ja - England, die beide eine starke Qualifikation und gute Tests geliefert haben. Während Erstere ihre Brandgefährlichkeit im Angriff unter Beweis gestellt haben, verfügen Zweitere dank Dreierkette endlich wieder über eine stabile Abwehr, was sich bei der WM noch positiv auswirken könnte. Gut in Form sind übrigens auch, und das ist eine Überraschung, die Schweiz und Peru. Obwohl im Titelkampf nicht dabei, haben das Alpen- und das Andenland mit Seriensiegen aufgezeigt, was sich noch als Turbo erweisen könnte. Vor allem die Eidgenossen, die hinten kaum zu knacken sind, könnten weit kommen. Damit ist auch schon die Liste jener Teams, die als WM-fit gelten dürfen, am Ende. Nicht nur hat sich Spanien durch den überraschenden und wenig verständlichen Rauswurf von Teamchef Julen Lopetegui mehr oder weniger selbst aus dem Rennen genommen, auch ringen die sonst gern favorisierten WM-Teilnehmer um ihre Form. So sind Frankreichs und Portugals Kader beispielsweise sicher als erstklassig einzustufen, allerdings liefen die jüngsten Tests nicht nach Plan, was wiederum die Gefahr für ein Kippen der Stimmung in sich birgt. Keine Ruhe haben auch die Deutschen gefunden: Das doch blamable 1:2 gegen Österreich in Klagenfurt hängt der Mannschaft von Jogi Löw ebenso noch nach wie der befremdliche Auftritt der DFB-Kicker lkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan. Ein Problem mit Spitzenpersonal haben indessen Argentinien und Schweden. Während es bei den Gauchos in der Abwehr, wie das 1:6 gegen Spanien im März gezeigt hat, kracht und Lionel Messi als Einziger alles richten muss, fehlt dem Tre-Kronor-Team überhaupt das Zugpferd. Ein Nachfolger für den vor zwei Jahren abgetretenen Zlatan Ibrahimovic konnte bis dato nicht gefunden werden, was sich auch auf die Statistik auswirkt. Zuletzt trafen die Schweden bei sechs Spielen nur drei Mal das gegnerische Tor. Was aber nicht bedeutet, dass die genannten WM-Teams nicht dennoch in Russland aufgeigen könnten. So wie übrigens Australien, Uruguay, Kroatien, Tunesien oder Marokko. Dabei hätten sich die Marokkaner, nachdem sie als Ausrichter für die WM 2026 nicht in Frage kommen, ein kleines Erfolgserlebnis verdient.