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Kiew befürchtet russische Offensive von Osten und Westen

Politik
Prorussische Kämpfer in Mariupol.
© reuters / Alexander Ermochenko

Separatisten melden Eroberung von Hafen in Mariupol. Ukrainer hatten zuvor erklärt, man bereite sich auf die "letzte Schlacht" vor.


Moskau/Kiew. Die Ostukraine steht offenbar vor massiven Angriffen durch die russische Armee. "Es wird eine Offensive geben (. . .) nicht nur auf Mariupol, sondern auch auf andere Orte, Städte und Dörfer", sagte der Putin-Verbündete und Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, in einem Telegramm-Video. Erst werde man die Donbass-Gebiete Luhansk und Donezk "vollständig befreien", danach Kiew und alle anderen Städte einnehmen.

"Die russischen Truppen werden zu noch größeren Operationen im Osten unseres Staates übergehen", sagte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache. Laut ukrainischen Medien waren am späten Sonntagabend heftige Explosionen in der nordöstlichen Stadt Charkiw und in Mykolajiw in der Nähe des Schwarzen Meeres zu hören. Der britische Militärgeheimdienst sprach von russischen Beschuss in Donezk und der Nachbarregion Luhansk. Zudem fürchtet die ukrainische Führung einen russischen Angriff auch aus dem Westen. Dazu könnten die in der Republik Moldau stationierten russischen Truppen genutzt werden, hieß es in Kiew. Sollten die russischen Truppen aus Transnistrien und moskautreue paramilitärische Gruppen aus der Region in den Ukraine-Krieg eingreifen, droht potenziell die Einschließung ukrainischer Kräfte im Süden des Landes, speziell rund um die Region Odessa.

Nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen haben prorussische Separatisten den Hafen der seit Wochen umkämpften südukrainischen Stadt Mariupol erobert. "Der Hafen von Mariupol ist unter unserer Kontrolle", zitierte die Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Montag den Donezker Separatistenführer Denis Puschilin. In der Früh hatten die verbliebenen ukrainischen Truppen in Mariupol erklärt, sie bereiteten sich auf ihre "letzte Schlacht" vor, da die Munition zur Neige gehe. Die ukrainischen Soldaten seien von der russischen Armee "zurückgedrängt" und "umzingelt" worden, erklärte die Brigade aus Mariupol zuvor.

Waffenlieferungen

Die deutsche Regierung steht unter Druck, weitere schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Kanzler Olaf Scholz hatte dies am Wochenende auch zugesagt, ohne Details zu nennen. Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, sagte unterdessen gegenüber ABC News: "Wir werden der Ukraine die Waffen liefern, die sie braucht, um die Russen zurückzuschlagen und sie daran zu hindern, weitere Städte und Dörfer einzunehmen."

Die Ukraine und westliche Staaten bezeichnen die völkerrechtswidrige russische Invasion als Angriffskrieg. Mehr als vier Millionen Menschen sind inzwischen ins Ausland geflohen.

Die Außenminister der EU-Staaten haben am Montag über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten für die Ukraine gesprochen. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und andere militärische Ausrüstung bereitzustellen.

Damit würde sich die entsprechende EU-Hilfe seit der russischen Invasion am 24. Februar auf 1,5 Milliarden Euro summieren. Österreich hatte sich wegen seiner Neutralität bei den EU-Militärhilfen an die Ukraine stets enthalten und schickt Helme und Schutzwesten.(ag)