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Paris und London schlagen neues Kapitel auf

Von WZ-Korrespondentin Birgit Holzer

Politik

Macron und Sunak suchen nach gemeinsamer Linie, gerade vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine.


Paris. Die Gemeinsamkeiten stachen ins Auge, als Frankreichs Präsident am Freitag den britischen Premierminister im Hof des Élysée-Palastes in Paris begrüßte. Rishi Sunak und Emmanuel Macron sind Ärztesöhne, Ex-Banker und Finanzminister. Nach einem kometenhaften Aufstieg in der Politik stehen sie momentan Massenprotesten gegenüber. Positive Schlagzeilen können sie gebrauchen. Als gute Gelegenheit dazu erschien der franko-britische Regierungsgipfel, an dem sieben Minister von jeder Seite teilnahmen. Es war der erste seit fünf Jahren.

Beide Männer schlugen neue Töne in den bilateralen Beziehungen an. Macron sprach von einem "guten Austausch" und einem "Neubeginn". Auch begrüßte er den kürzlich getroffenen "Windsor-Deal" zwischen der EU und London bezüglich Nordirland.

Sunak nannte im Vorfeld Frankreich "Freund, Partner, Alliierten". Das klang ganz anders als das taktische Zögern seiner Vorgängerin Liz Truss im vergangenen Jahr auf die Frage hin, ob das Nachbarland ein Freund oder Feind sei. Macron, der wiederum deren Vorgänger Boris Johnson einmal als "Clown" bezeichnet hatte, reagierte verschnupft.

Nun wollte die französische Seite mithilfe des Treffens in erster Linie, die angeschlagene Beziehung zu London kitten. Vor allem durch den Brexit und seine Umsetzung, bei der sich Macron oft als unnachgiebiger Gesprächspartner erwies, hat das nachbarschaftliche Verhältnis stark gelitten. Heftige Streitigkeiten gab es bezüglich der Fangrechte im Ärmelkanal, die inzwischen beigelegt wurden. Auch fühlte Paris sich infolge des U-Boot-Deals "Aukus" zwischen dem Vereinigten Königreich, den USA und Australien hintergangen, durch den ein bestehender Vertrag zwischen Frankreich und Australien ausgehebelt wurde.

Mehr als 500 Millionen Eurogegen illegale Migration

Ein ewiger Zankapfel zwischen beiden Ländern ist außerdem der Umgang mit den Migranten, die von Frankreich aus in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien kommen. 2022 wurden 45.000 Menschen gezählt, so viele wie nie zuvor. Sunak will nun auf Abschreckung setzen, indem er Geflüchteten mit Internierung und sofortiger Abschiebung drohte - ohne das Recht auf Asyl. Alan Manning von der London School of Economics wies darauf hin, dass London "die Situation letztlich nur mit der Hilfe Frankreichs in den Griff bekommen kann". Großbritannien zahlt in den nächsten drei Jahren über eine halbe Milliarde Euro an Frankreich. Damit soll ein neues Internierungslager in Nordfrankreich finanziert werden, gab Sunak am Freitag bekannt. 500 zusätzliche Grenzbeamte sollen eingesetzt werden.

Laut Peter Rickets, Ex-Botschafter Großbritanniens in Frankreich, erklärt sich die Annäherung beider Länder durch ein einziges Schlagwort: Ukraine. "Wir sind die beiden großen militärischen Mächte in Europa, da erscheint es irrsinnig, nicht stärker zusammenzuarbeiten." Verstärkt kooperieren will man unter anderem bei der Ausbildung ukrainischer Streitkräfte. Diese erhielten dadurch "einen entscheidenden Vorteil auf dem Schlachtfeld", betonte Sunak. Fortgeführt werden soll zudem ein gemeinsames Rüstungsprojekt für einen Anti-Schiffs-Marschflugkörper.