Zum Hauptinhalt springen

3,2 Prozent und ein Urlaubstag mehr für Sozialberufe

Von Karl Ettinger

Politik

Heute um vier Uhr früh kam es zur Einigung für 100.000 Beschäftigte in der Sozialwirtschaft.


Wien. Überschattet von der Drohung mit weiteren Streiks ist seit heute, Dienstag, um vier Uhr früh in der fünften Runde der Kollektivvertragsverhandlungen ein Abschluss für die Beschäftigten in den Sozialberufen – etwa für Hilfswerk und Volkshilfe – erzielt worden. Die Löhne werden demnach um 3,2 Prozent erhöht. Grünes Licht gab es, nachdem auch eine Vereinbarung über den eigentlichen Konfliktpunkt, die Verkürzung der Arbeitszeit, perfekt war. In einem Arbeitszeitpaket wurde vor allem ein zusätzlicher Urlaubstag nach zweijähriger Betriebszugehörigkeit paktiert.

Der Abschluss betrifft rund 100.000 Beschäftigte im privatwirtschaftlichen Sozialbereich. Darunter fallen neben Hilfsorganisationen auch die Bediensteten der Pensionistenheime der Stadt Wien. Die Einigung gilt auch als Richtschnur für die eigens geführten Lohnrunde unter anderem für die Caritas-Mitarbeiter.

Für Lehrlinge gibt es 100 Euro im Monat extra

Bis die Einigung perfekt war, gab es einen 17stündigen wahren Verhandlungsmarathon. Die Arbeitgeberseite mit dem Geschäftsführer der Sozialwirtschaft, Walter Marschitz, an der Spitze haben dabei ihr Lohnangebot von 2,8 bis drei Prozent nochmals erhöht. Letztlich war die Abmachung mit einer Lohn- und Gehaltserhöhung mit plus 3,2 Prozent fix. Lehrlinge erhalten zusätzlich zu dieser Lohnerhöhung monatlich 100 Euro extra, um die Attraktivität der Sozialberufe für junge Menschen zu erhöhen.

Um diesen externen Inhalt zu verwenden, musst du Tracking Cookies erlauben.

Schwieriger war ein Kompromiss über kürzere Arbeitszeiten. Die Verhandler der Gewerkschaft, Reinhard Bödenauer von den Privatangestellten (GPA-DJP) und Michaela Guglberger von der Dienstleistungsgewerkschaft Vida, haben ursprünglich "mehr Freizeit für alle" gefordert – in Form einer 35-Stunden-Woche sowie einer sechsten Urlaubswoche. Nach Protestkundgebungen vor wenigen Wochen und Warnstreiks in der Vorwoche gab es jetzt Zugeständnisse der Arbeitgeberseite. Für alle, die länger als zwei Jahre im Unternehmen sind, gibt es in den betroffenen Sozialberufen einen zusätzlichen Urlaubstag. Zuschläge wurden vereinbart, wenn jemand beim Dienst einspringen muss. Die Zeit beim Umkleiden wird künftig als Arbeitszeit gerechnet, wie die Gewerkschaftsvertreter in einer Aussendung mitteilten.

Anspruch auf Altersteilzeit ist Teil der Vereinbarung

Weiters wurde ein Anspruch auf Altersteilzeit vereinbart. Dabei ist es möglich, für Männer heuer ab 59 Jahren und für Frauen ab 54 Jahren, die Arbeitszeit zu reduzieren, um einen gleitenden Übergang in die Pension zu ermöglichen. Geteilte Dienste sind künftig nur mehr bei mindestens fünf Stunden Tagesarbeitszeit möglich. "Mit diesem Arbeitszeitpaket haben wir es geschafft, dass die vielen verschiedenen Berufsgruppen in der Sozialwirtschaft dort profitieren, wo es mit der Arbeitszeit für sie die größten Probleme gibt", betonten die Gewerkschafter Bödenauer und Guglberger nach der Einigung. Die Arbeitgeberseite stöhnt und verweist darauf, wie sehr die Sozialberufe von den Mitteln der öffentlichen Hand abhängig sind.

Die Gewerkschaft sieht den Abschluss auch als Erfolg der Streiks. Teil des Abschlusses ist, dass den Unternehmen von Dienstgeber- und Arbeitnehmervertretern empfohlen wird, die Löhne auch für die Zeit der Warnstreiks in der Vorwoche auszubezahlen. Eine solche Abmachung hat in Österreich bei einer Einigung ebenfalls Tradition.