Zum Hauptinhalt springen

Österreich hinkt bei Einbürgerungen weiterhin nach

Politik
Den österreichischen Pass erhielten in den ersten Monaten dieses Jahres um 9,2 Prozent mehr eingebürgerte Personen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 
© stock.adobe/IvanSemenovych

Die Zahl der Einbürgerungen steigt zwar an, doch die Quote verharrt auf einem sehr niedrigen Wert in der EU.


Österreich bleibt beim Zugang zur Staatsbürgerschaft im europäischen Vergleich überaus restriktiv. Dies geht vor allem auf die 2006 unter Schwarz-Blau beschlossene Novelle des Staatsbürgerschaftsgesetzes zurück. Damals brach die Zahl der Einbürgerungen drastisch ein, die Quote (Einbürgerungen gemessen an der Zahl ausländischer Staatsbürger) fiel von mehr als fünf Prozent auf unter ein Prozent.

Seit dem Jahr 2011 gibt es zwar wieder einen steigenden Trend – allerdings nur in absoluten Zahlen. Die Quote verharrt seit Jahren bei 0,7 Prozent. Gemeinsam mit Lettland, Estland und Tschechien ist Österreich damit in der EU Schlusslicht. Die Quote in Deutschland liegt doppelt so hoch, EU-Spitzenreiter ist Schweden mit einer Quote von 8 Prozent.

7610 Personen erhielten Staatsbürgerschaft

In den ersten neun Monaten des Jahres 2019 erhielten laut Statistik Austria 7610 Personen die österreichische Staatsbürgerschaft. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 6971 Einbürgerungen. Dem gegenüber steht eine höhere Zahl ausländischer Staatsangehöriger.

Mehr als ein Drittel der eingebürgerten Personen, nämlich 2644 Personen, wurden bereits in Österreich geboren. Das ist insofern relevant, da einige europäische Länder das ius soli, das Geburtsortsprinzip, gesetzlich verankert haben. Unter gewissen Voraussetzungen erhalten etwa in Deutschland, Belgien, Portugal und Griechenland Kinder von ausländischen Staatsbürgern die Staatsbürgerschaft ihres Geburtslandes. Diese Personen müssen also nicht mehr eingebürgert werden wie etwa in Österreich. Hier gibt es das ius soli nicht.

Die große Mehrheit der neuen Österreicherinnen und Österreicher war zuvor Staatsangehöriger eines Landes außerhalb der Europäischen Union, vor allem aus den klassischen Gastarbeiterländern, der Türkei sowie den Nachfolgestaaten Jugoslawiens.

Nur wenige Unionsbürger lassen sich einbürgern

Der Politikwissenschafter Gerd Valchars zeigt sich darüber nicht überrascht. Die Staatsbürgerschaft zu wechseln, sei "immer eine individuelle Abwägung von Kosten und Nutzen". So wurden heuer nur 179 Deutsche eingebürgert, der größten Gruppe mit nicht-österreichischer Nationalität. "Es gibt auch innerhalb der Union ein Gefälle", sagt Valchars. Die Wahrscheinlichkeit einer Einbürgerung ist höher, wenn das BIP des Herkunftslandes niedrig ist", sagt Valchars. Österreicher zu werden, gehe dann eher mit einem Prestigegewinn einher.

Dass die Veränderungen zwischen den Bundesländern sehr unterschiedlich sind, erklärt Valchars mit "verwaltungstechnischen Effekten", weil etwa Anträge liegen bleiben und dann abgearbeitet werden. (sir)