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Anschober fordert mehr Disziplin

Von Brigitte Pechar

Politik

Die Corona-Zahlen steigen zu rasch, aber Österreich hat genug Spielraum bei den Spitalsbetten.


Wahlgänge erleichtern die Arbeit an bestimmten Themen nicht immer", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag bei der Präsentation der neuen Corona-Ampel. Gemeint hat er damit die Auseinandersetzungen zwischen Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Ich gehe daher davon aus, dass ab Montag wieder gemeinsam gearbeitet wird", sagte Anschober und betonte ausdrücklich, dass er persönlich mit Wien sehr gut kooperiere. Und: "Ich sehe auch in Wien Fortschritte beim Tempo" im Kontaktpersonenmanagement. Um das noch zu verbessern, biete man in der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) Unterstützung bei Großclustern an - das gilt für alle Bundesländer.

Auch der Wiener Bürgermeister kalmierte und stellte klar, dass Wien selbstverständlich weiterhin in allen Gremien mitarbeiten werde, daher auch im Krisenstab des Innenministeriums. Das ist auch notwendig, denn es werde eine gemeinsame Kraftanstrengung brauchen, um den sehr hohen "Grundtrend" der Entwicklung der Coronavirus-Infektionszahlen zu brechen, sagte Anschober.

Steigerung der Covid-19-Fälle um 23 Prozent in einer Woche

Die Ampel wurde am Freitag in Österreich in 29 Bezirken auf Orange und in 30 auf Gelb gestellt. Weiterhin ist keiner rot. Am Freitag gab es 1.100 Sars-CoV-2-Neuinfektionen und 10.307 aktive Fälle in Österreich. Das ist ein Zuwachs im Vergleich zur Vorwoche um 23 Prozent. Positiv ist zu vermerken, dass die Hospitalisierungen nur um 8 Prozent gestiegen sind, die Zahl der intensivmedizinisch Betreuten nur um 3 Prozent. Das Durchschnittsalter der Erkrankten liegt bei 37 Jahren, während es im April bei 59 Jahren lag. Das erklärt auch den milderen Krankheitsverlauf.

Österreich ist derzeit weit von Engpässen in Spitälern entfernt: 6.627 Normalbetten sind noch verfügbar, 405 sind derzeit belegt. Auf den Intensivstationen werden derzeit 103 Patienten betreut, 627 Intensivbetten stehen für Corona-Patienten bereit.

Jetzt gehe es darum, möglichst viele dazu zu bewegen die Maßnahmen - Abstand halten, Masken tragen, Freunde möglichst nur im Freien treffen, private Feste möglichst einschränken, die Stopp-Corona-App installieren - einzuhalten. "Wir entscheiden mit unsrem Verhalten über die Arbeitsplätze der Zukunft", betonte der Gesundheitsminister, der besonders die Jugend aufforderte, ihr Verhalten anzupassen, schließlich gehe es um künftige Lehrstellen und Jugendbeschäftigung. "Die Dauer der Gesundheitskrise wird entscheidend sein für die wirtschaftlichen Auswirkungen."

Die Regierung setzt weiterhin auf lokale Maßnahmen wie etwa das Aussetzen von Fußballspielen in Regionen mit hohen Fallzahlen. Ob und welchen schärferen Maßnahmen die Regierung plane, ließ Anschober noch offen. "Ich kann und will diese Schublade nicht öffnen."

Wo ist eigentlich die größte Ansteckungsgefahr? Bei 35 Prozent der Fälle der vergangenen Woche bis 4. Oktober sei die Infektionsquelle unbekannt gewesen, sagte Herzog, nur 5 Prozent seien reiseassoziiert.

Haushalt und Freizeit als Quellen der Ansteckung

Die Clustersettings zeigen, dass die häufigsten Ansteckungen im eigenverantwortlichen Bereich erfolgen, nämlich zu Hause und in der Freizeit, erklärte Ulrich Herzog, der Vorsitzende der Ampel-Kommission. Die Kommission habe sich die Alterskohorte unter 25 Jahren angeschaut. Dabei wurde deutlich, dass sich unter 15-Jährige meist im Haushalt anstecken; sie meist asymptomatisch sind und daher auch eine geringere Infektionsgefahr von ihnen ausgeht. Über 15-Jährige stecken sich am häufigsten in der Freizeit an und sie zeigen eine höhere Symptomatik.