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Elektronisches Rezept vorerst nur für Kassenärzte finanziert

Von Petra Tempfer

Politik

Bis Ende Juni sollen alle Kassenarzt-Rezepte digital abrufbar sein - die Wahlärzte verhandeln indes noch.


Es sei ein weiterer Meilenstein bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems, sagte Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, am Mittwoch: das elektronische Rezept, kurz E-Rezept genannt. Um ein Medikament von der Apotheke zu bekommen, braucht es damit nicht mehr ausnahmslos ein Papierrezept. Auch mit der E-Card, einem QR-Code oder einem zwölfstelligen Code ist die Abholung möglich.

Konkret kann der Arzt das E-Rezept auf der E-Card speichern, wo es für die Apothekerin neben den bereits eingelösten Rezepten abrufbar ist. Er kann dem Patienten aber auch einen zwölfstelligen Code nennen, mit dem dieser das Medikament erhält. Hat dieser eine kostenlose Handy-App wie "MeineSV" installiert, ist das E-Rezept nach dem Login mit der Handysignatur in Form eines QR-Codes zu finden. Parallel dazu soll das Papierrezept weiter bestehen, allerdings als Ausdruck im A4-Format. Bis Ende Juni soll das E-Rezept flächendeckend abrufbar sein -jedoch nur bei Kassenärzten. Denn die Sozialversicherung habe ausschließlich für die Software-Implementierung in deren Ordinationen sowie in Apotheken die Kosten von 4 Millionen Euro übernommen, sagte Lehner. Die Entwicklung habe weitere 2,4 Millionen Euro gekostet.

Mehr als die Hälfte Wahlärzte

Wahlärzte müssen die Finanzierung indes selbst übernehmen, so Lehner auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Das sind mehr als die Hälfte aller Ärzte: Laut Österreichischer Ärztekammer sind von den rund 19.000 Ärzten mit Ordination 11.000 ohne Kassen.

Bis das E-Rezept in sämtlichen Ordinationen angekommen ist, wird es daher noch eine Weile dauern - falls das überhaupt jemals der Fall sein wird. Derzeit ist es laut Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin, so, dass der Wahlarzt um eine Rezeptbefugnis bei der Sozialversicherung ansuchen kann. Sobald er diese sowie die E-Card-Anbindung hat, kann er das E-Rezept-Tool installieren, was rund 460 Euro koste. Über eine Rückvergütung dieser Kosten werde erst verhandelt, so Wutscher.

Derzeit haben 463 Ärzte einen Rezepturrechtsvertrag sowie einen E-Card-Anschluss, heißt es dazu von der Sozialversicherung. Etwa 100 von diesen nutzten bereits das E-Rezept. Unter den Wahlärzten bestehe "durchaus Interesse", ergänzt Wutscher. Und auch die Kassenärzte seien positiv eingestellt, wenngleich die Umstellung freilich vorerst ein Umdenken erfordere.

"Zettelwirtschaft fällt weg"

In Österreich werden jährlich rund 60 Millionen Rezepte ausgestellt, im ersten Halbjahr 2022 waren schon 7,7 Millionen davon E-Rezepte. Mitten in der Corona-Pandemie, im Jänner 2021, hatte bereits ein Pilotprojekt in Kärnten gestartet. Zudem gab es pandemiebedingt eine Art Übergangslösung über die E-Medikation, diese war jedoch an die elektronische Gesundheitsakte Elga gekoppelt, was beim E-Rezept nicht der Fall ist. Somit ist dieses auch für all jene Krankenversicherten zugänglich, die nicht an Elga teilnehmen. Mittlerweile nutzen laut Lehner 82 Prozent der Kassenärzte und 93 Prozent der Apotheken das E-Rezept.

Langfristig gesehen soll dieses laut Lehner Ärzten und Patienten das Leben erleichtern. Für beide "fällt die Zettelwirtschaft weg", und für Ärzte soll sich der Verwaltungsaufwand reduzieren. Für die Versicherten bedeute es: "Eine Übersicht über alle E-Rezepte und die tagesaktuelle Ermittlung der bezahlten Rezeptgebühren." Indem der Arzt alle Rezepte einsehen kann, könne man Wechselwirkungen vermeiden. Auch grenzüberschreitende Rezepte innerhalb der EU sollen künftig möglich sein. "Im Idealfall Ende nächsten Jahres."

Bleibt noch die Frage des Datenschutzes. Dieser sei gegeben, sagte Lehner: Das E-Rezept sei innerhalb des geschlossenen Gesundheitsinformationsnetzes gespeichert. Hier liegen sämtliche Gesundheitsdaten, auch jene von Elga. Das sieht Georg Markus Kainz, Präsident des Datenschutzvereins "Quintessenz", jedoch kritisch. Der allgemeine Nutzen für das Gesundheitswesen erschließe sich den Datenschützern nicht, sagt er. Ganz im Gegenteil, denn: "Sobald Daten da sind, können Begehrlichkeiten entstehen."