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Kriminalität zurück auf Vor-Corona-Niveau

Politik

488.912 Straftaten wurden im Jahr 2022 angezeigt, so viele wie vor dem pandemiebedingten Rückgang.


Die Rückkehr zur Normalität ist weitgehend vollzogen. Lockdowns und Sperrstunden liegen weit zurück, die Maskenpflicht ist seit Anfang März in ganz Österreich Geschichte, nach dem "Grünen Pass" wird seit Monaten nicht mehr gefragt. Und auch die Kriminalität in Österreich befindet sich wieder auf demselben Niveau wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020.

Knapp 489.000 Straftaten wurden im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht, wie aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde. In dem jährlichen Bericht werden sämtliche Anzeigen erfasst, Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erlangte, sind freilich nicht enthalten. Ebenso wenig sagen die Zahlen aus, zu wie vielen Verurteilungen es in der Folge gekommen ist.

Damit gab es 2022 etwa gleich viele Anzeigen wie im Jahr 2019, also bevor die Pandemie weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit sich brachte. Dadurch bedingt war in den beiden vom Virus geprägten Jahren 2020 und 2021 die Zahl der angezeigten Straftaten deutlich abgefallen, rund 433.000 beziehungsweise 410.000 Fälle wurden zur Anzeige gebracht, deutlich weniger also als noch 2019. Das Innenministerium sieht einen direkten Zusammenhang mit den pandemiebedingten Restriktionen. So hätten geschlossene Nachtlokale etwa für weniger Eigentums- und Gewaltdelikte gesorgt, die in diesem Umfeld nicht selten vorkommen.

Kriminalität via Internet verzeichnet großen Anstieg

Doch nun ist alles wieder beim Alten, zumindest mit Blick auf die Gesamtzahl der angezeigten Straftaten. Verschiebungen gibt es hingegen bei der Art der Delikte, die der Polizei gemeldet wurden.

Ungebrochen war etwa der Anstieg der Online-Kriminalität während der Pandemiejahre, dieser setzte sich auch im Jahr 2022 fort. Mehr als 60.000 Fälle wurden im vergangenen Jahr angezeigt, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2019. 2013 waren es noch rund 10.000 gewesen. Ein Großteil der Anzeigen entfiel laut dem Innenministerium auf Betrugsdelikte, aber auch Gewaltdelikte wie Erpressung im Internet haben zugenommen.

Das schlägt sich auch in der Statistik zur Gewaltkriminalität nieder: Mit 78.836 Fällen wurde die höchste Zahl binnen der vergangenen zehn Jahren verzeichnet, auch im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es mit gut 73.000 noch weniger. In den beiden Pandemiejahren fiel die Zahl auf jeweils gut 67.000 Anzeigen. Der neuerliche Anstieg sei laut Informationen des Ministeriums besonders auf Erpressungen im Internet zurückzuführen, 3.500 entsprechende Fälle waren im vergangenen Jahr der Polizei gemeldet worden.

Wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei der Präsentation des Berichts am Montag betonte, sei Cyberkriminalität daher eine der "drei größten Herausforderungen" bei der Bekämpfung von Kriminalität, neben Extremismus und der Schlepperei. Im Punkt Schlepperei sieht der Minister Fortschritte, immerhin wurden 687 Schlepper im Jahr 2022 festgenommen, um 56 Prozent mehr als im Vorjahr.

Extremismus nahm während Pandemie zu

Extremismus-Anzeigen haben während der Pandemie laut Karner zugenommen und lagen mit 660 Anzeigen des Verfassungsschutzes und über 100 Hausdurchsuchungen im vergangenen Jahr weiterhin auf einem höheren Niveau als vor Pandemiebeginn.

Ein langfristiger Rückgang ist hingegen bei Eigentumsdelikten zu verzeichnen. 2022 lag die Zahl der Anzeigen mit 139.000 unter dem Niveau von 2019, als 164.000 Fälle verzeichnet wurden. Das bedeutet zwar ein Plus im Vergleich mit den Pandemiejahren, auf längere Sicht zeigt der Trend aber nach unten, 2013 waren noch 243.000 Eigentumsdelikte angezeigt worden. Gleichzeitig steigt hier die Aufklärungsquote: Wurden 2013 noch knapp 17 Prozent der Fälle aufgeklärt, waren es zehn Jahre später 26,8 Prozent.

Weniger Suchtmittel-, mehr Wirtschaftskriminalität

Zurückgegangen ist im Zuge der Corona-Pandemie laut der Anzeigenstatistik die Suchtmittelkriminalität. Knapp 35.000 Straftaten wurden im Jahr 2022 in diesem Bereich angezeigt, im Jahr 2019 waren noch mehr als 43.000 Anzeigen verzeichnet worden. In den Jahren davor war deren Zahl gestiegen, 2013 war sie noch unter 30.000 gelegen.

Klar nach oben zeigte die Kurve hingegen im Bereich der Wirtschaftskriminalität. 91.844 Anzeigen gab es im Jahr 2022, rund ein Drittel mehr als 2019. Im Jahr 2013 hatte es 55.000 Anzeigen gegeben, in den beiden darauf folgenden Jahren war die Zahl unter 50.000 gefallen. (vis)