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"Helden" für die Familie daheim

Von Stefan Beig

Politik

Western-Union-Stammkunden sind Migranten, die ihren Familien helfen.


Wien. 150 Mitarbeiter, die 40 verschiedene Sprachen beherrschen - das kann Western Union in Wien vorweisen. Die riesige Stammkundschaft des weltweit tätigen US-amerikanischen Anbieters von Bargeldtransfer besteht seit jeher vorwiegend aus Migranten, die ihr Einkommen an Familien in der Heimat zurücksenden. Diversity bei den Mitarbeitern sei daher für "Western Union" eine DNA, nicht bloß ein neuer Trend, meint Declan G. Daly, Vizepräsident für Zentraleuropa bei Western Union.

"Für jedes Unternehmen ist Diversity wichtig, aber für uns ist es eine Notwendigkeit, um die Kundenwünsche zu verstehen", unterstreicht Daly. Filialen würden immer mit Mitarbeitern besetzt, die aus den Ländern der Kunden kommen. "Jemand, der selbst Migrant ist, weiß, wie sich die Leute in dieser Situation fühlen", hält der gebürtige Ire fest. "Migranten sind häufig die Helden für die Familie zu Hause."

Überweisungen in andere Staaten dauern über Western Union nur wenige Minuten und gelangen selbst in entlegenste ländliche Regionen, an denen die technische Entwicklung der letzten 50 Jahre scheinbar spurlos vorübergegangen ist. "Viele Entwicklungsländer haben keine Finanz-Infrastruktur", erzählt Declan Daly. "Western Union ist die einzige Finanzleistungsindustrie dort." Nur benötigt Western Union dafür vor Ort Partner, und darunter sind dann auch Kleinstunternehmer, etwa Greißler in afrikanischen oder indischen Dörfern.

Viel Geld fließt in die Türkei

Die Geldflüsse über Western Union spiegeln die Migrationsbewegungen der vergangenen Jahrzehnte wider. Geld aus Deutschland wandert vielfach in die Türkei, ebenso aus Österreich, von wo es aber auch starke Geldströme in Staaten des ehemaligen Jugoslawiens gibt. Aus den USA fließen etliche Beträge nach Mexiko. Besonders viele Geldbeträge aus aller Welt landen in Südamerika. Früher gab es noch viel stärkere Geldströme nach Europa, speziell nach Irland und Italien.

510.000 Filialen in mehr als 200 Ländern umfasst das Western-Union-Netz. Zu den wenigen noch unerschlossenen Staaten gehören Nordkorea, Somalia und der Iran. Jede Sekunde finden 19 Transaktionen über Western Union statt.

Das Service von Western Union ist schnell, praktisch - und teils sehr teuer. Wegen seiner hohen Gebühren erntet Western Union seit Jahren immer wieder Kritik. Die Ärmsten der Armen würden so ausgebeutet, heißt es. In Katastrophenfällen werden die Gebühren für einen gewissen Zeitraum aber erlassen, meint dazu Declan G. Daly. Zuletzt geschah das etwa im Dezember 2012, nachdem der Taifun Botag Gemeinden auf den Philippinen verwüstet hatte. Einige Tage lang gewährte Western Union einen gebührenfreien Geldtransfer an Einzelpersonen und das Rote Kreuz auf den Philippinen. Die 2001 gegründete Western Union Stiftung spendete dem Roten Kreuz zusätzlich 50.000 Dollar. In solchen Fällen - ebenso nach der Flutkatastrophe in Haiti - schickt Western Union weiters Vertreter in die Gegend, damit Betroffene rasch zu Geld kommen.

Western Union ist mit einem Marktanteil von 17 Prozent Marktführer. Zunächst 1851 in Rochester als reine Telegramm-Firma gegründet, reifte im Unternehmen schon nach zehn Jahren die Erkenntnis, dass sich nicht nur Nachrichten versenden lassen, sondern auch Geld.

Manche Kunden werden heute zu Opfern von Internet-Betrügern, die sich in andere Accounts einhacken und von dort E-Mails verschicken, in denen sie um rasche Hilfe flehen. Das passiere nicht häufig, sagt Declan Daly, doch rückgängig machen lassen sich solche Überweisungen nicht. Man setze vor allem auf die Schulung von Mitarbeitern und Partnern, damit so etwas erst gar nicht passiert und die Kunden gewarnt werden. Bei Überweisungen an Freunde und Verwandte könne man Betrug meist ausschließen.

Um Vielfalt in der österreichischen Gesellschaft zu unterstützen, hat Western Union 2008 gemeinsam mit dem Interkulturellen Zentrum die Initiative "Vielfalter" ins Leben gerufen, die Integrationsprojekte in Schulen, Kindergärten und Vereinen mit jeweils höchstens 5000 Euro fördert. 150.000 Euro steuerte Western Union für 2013 bei.