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Der Grüne Peter Pilz will für seine Gemeindebauwohnung mehr zahlen

Von Clemens Neuhold

Politik

Er unterstützt ÖVP-Gehaltscheck im Gemeindebau: "War meine Idee."


"Wiener Zeitung": Sie sind der berühmteste Politiker im Gemeindebau. Ernten Sie wegen der aktuellen Diskussion über gerechte Mieten im Bau vermehrt böse Blicke?Peter Pilz: Ganz im Gegenteil. Ich bin dort seit 40 Jahren zu Hause und kenne die Leut’. Ich hatte hier in diesen 40 Jahren noch nie ein Problem.

Wie sind Sie überhaupt zur Wohnung gekommen?

Ich bin mit 18 Jahren als Student in die Wohnung gezogen, in der schon meine Großmutter lebte und meine Mutter aufwuchs. Ich bin keine Sekunde wegen der billigen Miete geblieben, sondern weil ich den Goethe-Hof mag. Muss ich als Abgeordneter im Villenviertel wohnen?

Würden Sie als "G’stopfter" mehr für ihre Wohnung zahlen?

Ja, ich würde gerne mehr zahlen. Ich habe die Idee der einkommensabhängigen Miete im Gemeindebau schon 20 Jahre vor der ÖVP gehabt, aber ich freue mich, dass sie meine Idee nun aufgreift. Ich habe mit dem damaligen Wiener Wohnbaustadtrat Rudolf Edlinger jahrelang öffentlich gestritten. Aber die Gemeinde wollte mein Geld nicht und hat mir keine Kontonummer genannt. Sie hatte wohl genug Geld.

Die SPÖ sagt, der ÖVP-Gehaltscheck wäre Schnüffelei.

Ach woher. Ich bin für transparente Gehälter wie in Skandinavien. Warum diese Geheimniskrämerei?



Haben Sie auch schon dem neuen Wohnbaustadtrat Ludwig geschrieben?

Noch nicht. Jetzt rede ich einmal mit den Wiener Grünen. Aber man muss realistisch bleiben. Wenn ich mehr zahle, löst das nicht die Probleme am Wohnungsmarkt. Die Probleme heißen Mietwucher durch fehlende Mietzinsobergrenzen.

Das heißt: Sie als studierter Volkswirt sind für den Miet-Deckel von sieben Euro, den Bürgermeisterin Maria Vassilakou fordert?

Gerade als Volkswirt sage ich ja dazu, weil es ein asymmetrischer Markt ist. Die Marktmacht der Immobilienbesitzer steht der Ohnmacht der jungen Leute gegenüber, die verzweifelt auf Wohnungssuche sind. Und wenn zusätzlich 10.000 Wohnungen gebaut werden - umso besser.

Im Gemeindebau würden Sie, abgesehen vom einkommensabhängigen Mieten, nichts ändern?

Nein, das jetzige System ist gut. Der Goethe-Hof: Das ist gelungene Integration. Als ich einzog, wurden dort Steirer und Tiroler integriert, heute sind es Bosnier und Türken. Die Integration funktioniert hervorragend.

Sie waren sechs Jahre lang selbst Chef der Wiener Grünen. Wie konnte die Ausweitung des Parkpickerls zum derartigen Polit-Desaster werden?

Am Anfang gibt es immer Widerstand gegen das Neue. Für manche sind auch in Wien die Symbole der Freiheit immer noch Autos und Schusswaffen. Aber die Wiener Grünen werden belohnt werden, wenn die Leute feststellen, dass der Verkehr zurückgeht und immer mehr Leute auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Da bin ich ganz sicher. Wie groß war die Aufregung, als die Kärntner Straße Fußgängerzone wurde?