Zum Hauptinhalt springen

Im Namen des Vaters

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Jörg Haider sei nicht schuld am Hypo-Desaster, sagt seine Tochter.


Wien. Jörg Haider - der Name zieht noch immer. Jedenfalls war die Sky Bar in Wien voll, als BZÖ-Chef Gerald Grosz am Mittwoch "stolz und zufrieden" Ulrike Haider als Spitzenkandidatin des BZÖ für die Europawahl den Medien präsentierte. Mit der Tochter des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns gelang Grosz ein medialer Coup - wann schafft es schon eine Nicht-Parlamentspartei auf Seite eins der "Kronenzeitung"? Ob es auch ein politischer Coup wird, ist eher fraglich.

Ulrike Haider präsentiert sich als "glühende Europäerin", die sich im Wahlkampf aber "sehr EU-kritisch positionieren" will. Europa müsse von Grund auf erneuert werden, findet die Doppeldoktorin (Jus und Politikwissenschaft). Soll heißen: Kompetenzen zurück an die Nationalstaaten, keine Sozialunion und Ende des Euro in seiner heutigen Form. Die Gemeinschaftswährung sei ein Elitenprojekt und könne "nicht mehr gerettet werden", sagt sie, "einige Länder müssen aussteigen". Welche, das lässt sie unbeantwortet. In Österreich solle jedenfalls die Bevölkerung über den Beibehalt des Euro befragt werden.

"Wenn man die Möglichkeit hat, soll man sich engagieren", sagt Ulrike Haider zur Motivation, in die Politik zu gehen. Außerdem sei ihre Generation - "die Erasmus-Generation" - unzufrieden mit der Politik in Brüssel und Wien. Das sei eine "alte Form der Politik", die auch schuld sei an Rekordarbeitslosigkeit und Steuerbelastung - wobei ihr Vater "natürlich keine alte Politik betrieben hat".

Name als Bonusund Hypothek

Der Vater - er ist fixer Teil der Kandidatur Ulrike Haiders. Sein Name ist Bonus als auch Hypothek. Bonus, weil der 2008 tödlich verunglückte Politiker immer noch Anhänger in Österreich hat - zumindest 2600 für die nötigen Unterstützungserklärungen sollten sich schon finden. Hypothek wegen der Hypo - und wegen der Vehemenz, mit der sie seine Schuld an dem Finanzdesaster, das die Republik wahrscheinlich viele Milliarden Euro kosten wird, bestreitet.

"Ich bin dagegen, wie der Name meines Vaters beschmutzt wird", sagt die 37-Jährige. Daher will sie ihre Kandidatur auch nutzen, um "einiges richtigzustellen". Der Verkauf der Hypo 2007 sei "vorteilhaft für die Steuerzahler" gewesen. Erst der Rückkauf 2009 durch den damaligen Finanzminister Josef Pröll - Grosz: "Ein Verräter am Steuergeld!" - sei ein Fehler gewesen.

Auch was den Unfalltod ihres Vaters angeht, bezweifelt Ulrike Haider die gängige Version, wonach ihr Vater mit 1,8 Promille Alkohol im Blut in den Tod gerast ist. Daher fordere die Familie seit Jahren eine erneute Untersuchung. Mehr wollte sie zu diesem "wunden Punkt" am Mittwoch aber nicht sagen.

Am 15. März wird Ulrike Haider bei einem Parteitag offiziell zur Spitzenkandidatin gekürt. Aber sie soll nicht die einzige Überraschung auf der Kandidatenliste des orangen Bündnisses bleiben, verspricht Parteichef Grosz.