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Es hapert an der Umsetzung

Von Katharina Schmidt

Politik

Herbert Watzke, Präsident der österreichischen Palliativgesellschaft: Es braucht eine Facharztausbildung für Palliativmedizin.


"Wiener Zeitung": Ist die Debatte um das Sterbehilfe-Verbot in der Verfassung nicht eine Stellvertreter-Diskussion? Immerhin ist der Jahre alte Palliativ- und Hospizplan noch immer nicht umgesetzt.Herbert Watzke: Absolut. Man soll die Diskussion nicht abwürgen, aber zunächst muss die Versorgung zu hundert Prozent ausgebaut sein. Es ist eine Sauerei, dass das nicht passiert und man dennoch die Sterbehilfe-Debatte vom Zaun bricht.

Worauf führen Sie die schleppende Umsetzung des Plans zurück? Fehlt das Geld oder liegt es auch an der Kompetenzverteilung zwischen Sozial- und Gesundheitsministerium?

Österreich ist ein Vorzeigeland, da es einen perfekten Plan gibt, der vor zwölf Jahren ausgearbeitet wurde: Man weiß - orientiert an internationalen Vorbildern - genau, wo was hinkommen müsste. Alleine: Es passiert nur wenig. Viele Dinge werden auch nicht umgesetzt, weil der Bund die Struktur vorgegeben hat und die Länder sie umsetzen müssten. Und man müsste Geld in die Hand nehmen. Außerdem braucht es eine generelle Diskussion. Wir müssen aufhören, nur Einzelfälle zu besprechen.

Es gibt auch Ansätze, wonach man gar nicht so viele Palliativ- und Hospizbetten bräuchte, wenn es dafür mehr mobile Betreuung gäbe.

Das ist völlig richtig, im ÖBIG-Konzept (abgestufter Hospiz- und Palliativplan der Agentur für Gesundheit, Anm.) ist die mobile Palliativversorgung schon einbegriffen. Der Ausbau der stationären Versorgung ist fast fertig, aber die mobilen Dienste sind noch zu höchstens 50 Prozent umgesetzt. Da müsste sehr viel mehr passieren, weil das erlaubt auch das Sterben zu Hause, das alle wollen.

Können Sie ungefähr abschätzen, wie viele Menschen weniger friedlich sterben als es möglich wäre, wenn die Ärzte entsprechend ausgebildet wären?

Nein. Aber man kann sagen, dass die Palliativmedizin sicher auch in der Ärzteausbildung mehr thematisiert werden muss. Es gibt hier zwar ein bisschen Bewegung, aber es ist immer noch so, dass die Bevölkerung und auch viele Ärzte nicht wissen, dass man zum Beispiel bei unbehandelbaren Schmerzen am Ende des Lebens eine Sedierungstherapie verwenden kann. Die Gesellschaft für Palliativmedizin steht dazu, dass wir hier ausbilden müssen. Wir wollen auch einen Facharzt für Palliativmedizin.