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Neues Gesicht für Nikolaus-Helfer

Von Maude Brulard

Politik

"Zwarte Piet" gilt vielen als rassistisch - UNO-Urteil: Rückkehr zu Sklaverei und Kolonialismus.


Amsterdam. Bis zum Nikolaustag dauert es noch einige Wochen, doch über den Helfer des Heiligen wird in den Niederlanden bereits jetzt heftig gestritten. Zwarte Piet - Schwarzer Peter - heißt die Figur, die dem Nikolaus, ähnlich wie in Deutschland der Knecht Ruprecht, zur Hand geht.

Schwarzes Gesicht, rote Lippen, Afro-Perücke und ein buntes mittelalterlich anmutendes Kostüm - so kennen ihn die Niederländer seit Generationen. Doch immer mehr Menschen empfinden diese Darstellung als rassistisch.

UNO-Urteil: Rückkehr zu Kolonialismus

Der Zwarte Piet sei eine rassistische Figur, urteilte im Juli eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen und sprach von einer Rückkehr in Zeiten des Kolonialismus und der Sklaverei. Die für ihren Käse bekannte Stadt Gouda zieht nun Konsequenzen: Wenn dort am 15. November - live übertragen im Fernsehen - das Boot mit dem heiligen Nikolaus, vielen Helfern und noch mehr Geschenken aus Spanien ankommt, werden zum ersten Mal nicht nur Schwarze Peter an Bord sein. Neu an der Seite des Heiligen sind dann der Käsepeter - mit gelb angemaltem Gesicht - und der Stroopwafel-Peter, dessen Gesicht das gleiche hellbraune Karomuster ziert wie die beliebten Sirupwaffeln.

Auch in Amsterdam werde eine "beträchtliche" Zahl der Peter nicht schwarz sein, sondern lediglich Rußflecken im Gesicht tragen, kündigte Bürgermeister Eberhard van der Laan an. Und in den täglichen "Nikolaus-Nachrichten" im Fernsehen soll es einen Weißen Peter geben. Die Supermarktketten Hema und Albert Heijn wollen ihrerseits - Boykottaufrufen zum Trotz - Peterfiguren in vielen Farben anbieten. "Denn Sankt Nikolaus ist für alle da", heißt es in einer Erklärung.

"Wandel wird noch lange dauern"

"Ich denke, das ist der Beginn eines Wandels, der aber noch lange dauern wird", sagt der Historiker Gabor Kozijn, der eine Studie über den Schwarzen Peter verfasst hat. Doch längst nicht allen Niederländern gefällt dieser Wandel. Promis, die sich im Internet gegen Diskriminierung in Form des Schwarzen Peters engagierten, erhielten Morddrohungen. "Der Schwarze Peter muss schwarz bleiben", twitterte seinerseits der Rechtspopulist Geert Wilders. Und zwei Millionen der 17 Millionen Niederländer unterstützen eine Facebook-Seite, die gegen weiße, braune und gelbe Piets kämpft.

"Was die Kinder wollen sind Geschenke. Ob sie sie von einem schwarzen oder weißen Peter bekommen, spielt keine Rolle", hält der Schauspieler und Moderator Paul de Leeuw dagegen. Und der Historiker Kozijn resümiert, dass es eher um emotionale als um rationale Fragen gehe. "Nikolaus ist ein beliebtes Familienfest, das Millionen Menschen feiern. Und die wollen, dass ihre Kinder erleben, was sie selbst erlebt haben."

Studie des Historikers Gabor Kozijn zu "Zwarte Piet" (PDF, Niederländisch)