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Dunkle Wolke im heißen Herbst

Von Martina Madner

Politik

Metaller: Gewerkschaften fordern ein Plus von 5 Prozent - und höhere Zuschläge bei langer Arbeit.


Wien. Von Johannes Collini, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, auf das schöne Wetter angesprochen, antwortet Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge) seinem Verhandlungsgegenüber: "Das ist beim Start ja meistens so. Ihr seid die, die dann die dunklen Wolken verbreiten."

Es sind die Kollektivvertragsverhandlungen von Metallindustrie und Bergbau, die auch an diesem Tag traditionell mit der Übergabe der Forderungen der Gewerkschaften an die Arbeitgebervertreter starten. Diese Forderungen werden dieses Mal, anders als sonst, gleich publik gemacht. Sie sind auch durchaus dazu geeignet, so manches dunkle Wölkchen bei den Arbeitgebervertretern aufziehen zu lassen.

Fünf Prozent plus unddoppelte Überstundenzuschläge

Denn das Forderungsprogramm hat es in sich: Die Arbeitnehmervertreter fordern ein Plus von fünf Prozent bei den Löhnen und Gehältern. Aber nicht nur das: "Es geht auch um das Thema Arbeitszeit." Und: "Wenn jemand länger als zehn Stunden arbeiten muss, dann sind 100 Prozent Zuschlag mehr als gerecht", sagt Wimmer.

Untertags macht der Zuschlag bei Überstunden auch bei den Metallern 50 Prozent aus, für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde an einem Tag würde sich der Zuschlag also verdoppeln. Schon für die zehnte Arbeitsstunde fordern die Gewerkschaften eine Erhöhung des Zuschlags auf 75 Prozent. Wie viel das kosten würde, kann Wimmer zwar noch nicht beziffern, dass es nicht wenig ist, scheint er aber zu wissen: "Es sind stolze Forderungen von stolzen Arbeitnehmern, mit denen wir in die Verhandlung gehen."

Schließlich steht zusätzlich eine Verkürzung der Normalarbeitszeit von derzeit 38,5 Stunden von besonders Belasteten im Betrieb, wie zum Beispiel Schichtarbeitern, am Programm. Das wären rund 80.000 von den insgesamt 192.000 Beschäftigten der Branche; deren Nachtarbeitszulage ebenfalls steigen solle.

Des Weiteren fordern die Arbeitnehmervertreter eine Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen auf das Niveau der Elektronikindustrie, also zum Beispiel 1600 statt 1520 Euro im vierten Lehrjahr; eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche, nicht erst nach 25 Jahren im selben Betrieb; und die volle Entscheidungsfreiheit, ob Mehrarbeit mit Geld oder Freizeit abgegolten wird.

Erneute Differenzenbei den Zahlen

Die fünf Prozent rechtfertigt Wimmer mit einem Zuwachs der Produktivität der Metallindustrie von 6,4 Prozent in den letzten zwölf Monaten laut Branchenanalyse der Arbeiterkammer (AK), "einem der besten der letzten zehn Jahre, bei den Ausschüttungen waren die Unternehmer auch nicht zimperlich, es ist also klar dass die Arbeitnehmer auch was von dem Erfolg mitnehmen sollen". Die Inflation habe im selben Zeitraum bei 2,1 Prozent gelegen.

Zum Vergleich: Im Herbst 2017 errechnete die AK einen Produktivitätszuwachs von 5,7 Prozent, die Inflation lag bei Verhandlungsstart bei 1,8 Prozent, nach der zweiten Verhandlungsrunde forderte man vier Prozent, geworden ist es letztlich ein Plus von 3 Prozent.

Blass war Christian Knill, der als Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie den Forderungskatalog danach kurz kommentierte, trotzdem nicht. Er erinnerte daran: "Wir sind der falsche Adressat", für Forderungen als Ausgleich zum neuen Arbeitszeitgesetz. Fünf Prozent plus "sind nicht nachvollziehbar". Die Gewerkschaften würden mit "Unwahrheiten" argumentieren, wie etwa bei den mehr als sechs Prozent Produktivitätszuwachs. "Wir tragen eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung", sagt Knill - und zieht das Plus von 1,4 Prozent bei der Produktivität der gesamten Wirtschaft heran, das nächstes Jahr auf 1,1 Prozent zurückfalle.

Die Datengrundlage wollen die Arbeitgeber in einem "zukunftsorientierten KV 4.0" außer Streit stellen, sagt Knill. Aber nicht nur das, sondern auch: "Wir wollen einen fairen Abschluss, das haben sich die Mitarbeiter verdient." Am 2. Oktober gehen die Verhandlungen dazu weiter.