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Meinungsfreiheit: Buch der Trump-Nichte erscheint

Von Vilja Schiretz

Politik

In ihrem Aufdeckerbuch zeichnet Mary Trump das Bild eines Soziopathen an der Spitze der USA.


Washington. Nun ist es also tatsächlich erschienen. Trotz des langen gerichtlichen Hickhack ist das Enthüllungsbuch von Mary Trump über ihren berühmten Onkel Donald mit Dienstag in die Geschäfte gekommen.

Dabei hatte ein weiteres Familienmitglied, nämlich Donald Trumps Bruder Robert, versucht, die Veröffentlichung mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen. Er machte eine Schweigevereinbarung mit Mary geltend.

Ein Berufungsrichter hatte Anfang Juli geurteilt, dass eine etwaige familiäre Schweigevereinbarung jedenfalls den Verlag (Simon & Schuster) nicht betrifft. Darauf zog Simon & Schuster das Datum der Veröffentlichung sogar auf den 14. Juli vor. Auch mit dem letzten Versuch einer gerichtlichen Intervention scheiterte Robert Trump vor Gericht: Ein Richter in New York gab wenige Stunden vor Erscheinungstermin grünes Licht für das Buch. Der Richter begründete seine Entscheidung mit dem Recht auf freie Rede. Die familiäre Vereinbarung hätte sich ohnedies vor allem auf finanzielle Aspekte des Erbes bezogen.

"Donalds Wahrnehmung der Welt wurde verzerrt"

Warum die Familie Trumps das Buch nicht veröffentlicht haben wollte, liegt auf der Hand. In "Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf" führt Mary Trump, eine klinische Psychologin, wenig schmeichelhafte Charaktereigenschaften des amtierenden US-Präsidenten auf dessen Kindheit und Erziehung zurück. Prägend für die Entwicklung des Präsidenten sei die übermächtige Vaterfigur in seiner Kindheit gewesen, berichtet etwa CNN aus einem Vorabexemplar.

Der Vater Fred Trump habe seine eigenen unerfüllten Träume von Ruhm und Bekanntheit auf seinen Sohn übertragen und die Karriere Donald Trumps durch kräftige finanzieller Unterstützung geformt. "Im Nachhinein betrachtet war Fred der Puppenspieler, aber man konnte nicht sehen, wie er an den Fäden zog.", schrieb Mary Trump. Von seinem Vater sei Donald Trump zu einem Soziopathen erzogen worden. "In dem er Donalds Zugang zu seinen eigenen Gefühlen eingeschränkt und viele davon als inakzeptabel abgetan hat, hat Fred Donalds Wahrnehmung der Welt verzerrt und seine Fähigkeit, in ihr zu leben, beeinträchtigt.", schreibt Mary Trump.

Die Familie sei bemüht gewesen, das Ego des Sohnes zu stärken und ihm das Gefühl zu geben, dass "niemand so wichtig war wie er selbst." Als Fred Trumps Alzheimererkrankung verschlechterte, habe sein Sohn ihn verachtet als sei der Vater "irgendwie selbst schuld an seinem geistigen Verfall." Als Mary Trumps Vater Fred Trump Jr. an Depressionen und Alkoholismus litt, habe der Rest der Familie mit Desinteresse reagiert. Diese Form der Grausamkeit lebe in Trumps Politik weiter.
Das ganze Leben ihres Onkels sei von Lügen durchzogen, schreibt Mary Trump. So habe Donald Trump jemanden bezahlt, der einen Aufnahmetest für ihn schrieb, sodass er an einem College studieren konnte. "Nie wurde ehrliche Arbeit von ihm verlangt und egal, wie sehr er versagte, wurde er unermesslich belohnt."

Das Weiße Haus bezeichnet den Großteil der Behauptungen des 240 Seiten umfassenden Buches als falsch.