Zum Hauptinhalt springen

Vom zweiten in den dritten Lockdown?

Politik

Israel ging weit früher als andere Länder in den zweiten Lockdown. Noch sind nicht einmal alle Öffnungsschritte vollzogen. Doch mittlerweile zeigt die Kurve der Neuansteckungen wieder nach oben.


Sie durften gerade erst wieder zurück in die Schule - doch vielleicht müssen die 400.000 Schüler bald wieder zu Hause bleiben. Im Rahmen einer stufenweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen sind in Israel nun die Mittelschulen wieder geöffnet worden. Schüler der siebenten bis neunten Schulstufe, die monatelang online unterrichtet wurden, erhalten damit wieder tageweise Präsenzunterricht. Gleichzeitig aber steigen die Corona-Infektionen erneut. Ab Mittwoch sollen deshalb wieder nächtliche Ausgangsbeschränkungen gelten - vorerst sind diese aber nur über die Feiertage bis 2. Jänner vorgesehen. Gesundheitsminister Yuri Edelstein schließt aber auch einen dritten Lockdown nicht aus, was wohl erneute Schulschließungen mit sich brächte. Dabei hat das Land noch nicht einmal die Lockerungen nach dem zweiten Lockdown abgeschlossen.

Israel hat in der Corona-Pandemie, zumeist unfreiwillig, eine Art Vorreiterrolle eingenommen. Im Frühling, bei Ausbruch der Pandemie, hat das Land sehr schnell reagiert - so hat auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz berichtet, dass ihn damals Israels Premier Benjamin Netanjahu gewarnt habe, Europa unterschätze das Virus. Israel schaffte es damals, die Zahl der Neuinfektionen unten zu halten.

Doch über den Sommer kam es dann zu zahlreichen Ansteckungen, auf dem Höhepunkt der Epidemie im September stiegen diese in dem Neun-Millionen-Einwohner-Land auch schon einmal auf 9.000 pro Tag. Früher als andere Länder rief Israel daher bereits am 18. September den zweiten Lockdown aus.

Damit gelang es, die Corona-Zahlen wieder nach unten zu drücken. Bereits Mitte Oktober - damals war Österreich noch einen Monat vom zweiten Lockdown entfernt - setzte Israel wieder die ersten Öffnungsschritte. Diese waren sehr behutsam, da auch die Beschränkungen sehr strikt gewesen waren. So öffneten etwa Kindergärten oder auch die zuvor geschlossenen Nationalparks und Strände. Außerdem durften sich die Bürger wieder weiter als einen Kilometer von ihrem Zuhause entfernen.

Anfang November war dann die Zahl der Neuinfektionen auf rund 700 pro Tag gesunken, und die Regierung leitete nach und nach die nächsten Öffnungsschritte ein. Die Volksschulen kehrten zum Präsenzunterricht zurück, Gläubige - allerdings nicht mehr als zehn auf einmal - durften wieder Synagogen besuchen. Darüber hinaus durften auch die Geschäfte aufsperren - allerdings nur unter Auflagen, die eine begrenzte Zahl an Kunden vorgeben, und manche Einkaufszentren müssen noch immer geschlossen bleiben.

Mittlerweile aber sind die Infektionszahlen wieder gestiegen. So wurden am 6. Dezember 1.281 Neuinfektionen registriert. Das sind noch immer weniger als in Österreich - hier waren es bei fast genau so vielen Einwohnern am selben Tag 2.741. Trotzdem schrillen in Israel jetzt wieder die Alarmglocken.

Gesundheitsministerium will Geschäfte erneut schließen

Epidemiologen warnen bereits, dass die täglichen Covid-19-Fälle innerhalb der nächsten drei Wochen auf mehr als 7.000 zu steigen drohen. Und das Gesundheitsministerium forderte laut einem Bericht der "Times of Israel", erneut sämtliche Geschäfte, die nicht für Grundversorgung der Bürger gebraucht werden, zu schließen. Auch Premier Netanjahu, der bereits vom Beginn der dritten Welle sprach, stellte Restriktionen in den Raum. "Je früher wir zu diesen zurückkehren, desto kürzer werden sie dauern", betonte er.

Allerdings riskiert er damit viel Unmut. Etliche Geschäfte überstanden schon die ersten beiden Lockdowns nicht. Immer lauter werden die Klagen, dass die Staatshilfen nicht ausreichen. Das macht die Lage für Netanjahu heikel, steckt doch Israel mitten in einer Regierungskrise, die zu Neuwahlen führen könnte.(red)