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Stalins Tochter Swetlana vereinsamt in den USA gestorben

Von Rainer Mayerhofer

Politik
Josef Stalin mit seiner Tochter Swetlana und Swetlana im Vorjahr in Wisconsin, wo sie jetzt starb. Fotos:ap

Bewegtes Leben nach sensationeller Flucht in den Westen im Jahr 1967.


Wien. Es war eine Weltsensation, als im März 1967 bekannt wurde, dass sich die einzige Tochter des 1953 verstorbenen sowjetischen Diktators Josef Stalin in den Westen abgesetzt hatte. 44 Jahre später ist Swetlana Allilujewa - oder Lana Peters, wie sie sich nach dem Namen ihres letzten Ehemannes nannte - fernab der Öffentlichkeit am 22. November vereinsamt und verarmt in Richland im US-Bundesstaat Wisconsin an den Folgen einer Darmkrebserkrankung gestorben. Erst am Dienstag wurde die Nachricht von ihrem Tod von der "New York Times" bekanntgegeben.

Als Swetlana am 28. Februar 1926 geboren wurde, war ihr Vater gerade dabei, seine letzten Widersacher innerhalb der Partei auszuschalten und zum unumschränkten Herrscher zu werden. "Kleiner Spatz" nannte er sein jüngstes Kind, das auch seine einzige Tochter war. Als Swetlana sechs Jahre alt war, beging ihre Mutter Nadeschda Allilujewa, die Stalins zweite Ehefrau war, Selbstmord. Lange Zeit galt Blinddarmentzündung als die offizielle Todesursache.

Swetlanas Beziehung zu ihrem allmächtigen Vater war in der Folgezeit einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Stalin betraute den Staatssicherheitsdienst mit der Erziehung der Kinder und ließ auch Verwandte seiner toten Frau verfolgen. Als Swetlana mit 16 sich in den jüdischen Filmemacher Alexei Kapler verliebte, wurde dieser nach Sibirien verbannt. Ein Jahr später gestattete Stalin widerwillig, dass Swetlana ihren ebenfalls jüdischen Studienkollegen Grigori Morosow heiratete, weigerte sich aber, den Bräutigam zu treffen. Der 1947 wieder geschiedenen Ehe entstammt ein Sohn. 1949 dann die zweite Ehe mit Juri Schdanow, dem Sohn eines Politbüromitglieds, die nach der Geburt einer Tochter ebenfalls bald aufgelöst wird. Eine dritte Hochzeit und ab 1964 eine Beziehung zu dem indischen Adeligen Brjesh Singh folgen. Swetlana, die wieder den Namen ihrer Mutter angenommen hat, musste inzwischen auf ihre Privilegien verzichten. Als der indische Gefährte 1967 verstirbt, bringt sie die Urne mit seiner Asche in dessen Heimat und setzt sich ab.

Indiens Ministerpräsidentin Indira Gandhi bekommt angesichts des prominenten Flüchtlings kalte Füße, aber die USA gewähren Asyl. Swetlana Allilujewa reist über die Schweiz in die USA, veröffentlicht unter dem Titel "20 Briefe an einen Freund" ihre Memoiren und heiratet den Architekten Wesley William Peters, den Schwiegersohn und Mitarbeiter von Frank Lloyd Wright, mit dem sie auch eine Tochter bekommt. Auch diese Ehe scheitert und Swetlana, die viel Geld verloren hat, führt ein Leben auf der Flucht. Nach einem Aufenthalt in Großbritannien kehrt sie 1983 in die Sowjetunion zurück, die sie nach 18 Monaten Aufenthalt in Moskau und Georgien und Zerwürfnissen mit ihren russischen Kindern aber wieder verlässt. Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie in immer armseligeren Behausungen in den USA.