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CIA versorgt Rebellen mit Waffen

Von Michael Schmölzer

Politik

Westen zeigt sich von Erstarken islamistischer Kräfte irritiert.


Damaskus/Washington. Die syrischen Rebellen werden seit Monaten über eine von der CIA hergestellte Luftbrücke mit Waffen beliefert. Wie die "New York Times" berichtet, stammt das Gerät vor allem aus Saudi-Arabien und Katar, die Logistik wird von den USA bereitgestellt. Insgesamt soll es bereits mehr als 160 Flüge von jordanischen, saudischen und katarischen Frachtflugzeugen gegeben haben; die Maschinen seien hauptsächlich auf dem Flughafen Esenboga bei Ankara gelandet, so die "New York Times". In einem geringeren Ausmaß sollen andere türkische und jordanische Flughäfen verwendet worden sein. Die Fracht wird dann per Lkw nach Syrien gebracht, wobei die Fahrzeuge in der Türkei mit Kommunikationsgeräten ausgestattet werden. Der US-Geheimdienst hat offenbar auch beim Kauf der Waffen geholfen - ein Teil soll aus Kroatien stammen.

Der Bericht der US-Zeitung ist brisant, denn Washington liefert offiziell nur Defensivwaffen wie Helme und Splitterschutzwesten an die syrischen Rebellen. Der Opposition soll die Möglichkeit geboten werden, sich gegen die überlegene syrische Armee zu schützen, heißt es aus dem Pentagon. Unter der Hand verfolgen die USA eine effektive Stärkung der Feuerkraft der Rebellen, die in puncto Ausrüstung unterlegen sind. Der Großteil der Waffenlieferungen soll ab dem November 2012, also nach den US-Wahlen, als international die Frustration über den schleppenden Vormarsch der Rebellen zunahm, erfolgt sein. Ab diesem Zeitpunkt habe die türkische Regierung einer Intensivierung der Transportflüge zugestimmt. Es wird geschätzt, dass insgesamt 3500 Tonnen an die Rebellen geliefert wurden. Als die Lieferungen in großer Zahl einsetzten, begann nach langem Stillstand der Vormarsch der Opposition, schreibt die "New York Times". Die Zeitung zitiert Hugh Griffiths, einen Experten im Bereich Waffenhandel: Er geht von einer "gut geplanten und gut koordinierten, verdeckten militärischen Aktion" aus.

Mit den von den USA dirigierten Transporten befinden sich die reichen Golfstaaten in Konkurrenz zum Iran und zu Russland - beide Länder versorgen Assad mit Waffen. In den USA mehren sich jetzt vor allem auf republikanischer Seite die Stimmen, die die offizielle Unterstützung der Rebellen mit Waffen fordern.

Westliche Geheimdienste versuchen unterdessen verzweifelt sicherzustellen, dass die Waffen nicht in die Hände radikaler Islamisten gelangen. Dass die religiösen Kräfte in Syrien stärker werden, ist nicht zu übersehen. Zuletzt wurde gegen den Willen Washingtons der Islamist Ghassan Hitto zum Übergangspremier der syrischen Opposition ernannt, der moderate Vorsitzende der wichtigsten Oppositionsgruppe, Moaz al-Khatib, trat darauf hin von seinem Amt zurück. Der Westen, vor allem Frankreich, ist besorgt: "Wir sind absolut nicht damit einverstanden, dass sie (die Opposition, Anm.) Richtung Extremismus abgleitet", so Außenminister Laurent Fabius. Die syrische Opposition ist stark zerstritten, Hitto gilt als Mann Katars. In Doha, der Hauptstadt der Golf-Monarchie, beginnt heute ein weiterer Syrien-Gipfel er Arabischen Liga. Dabei wird die notorische Uneinigkeit der Opposition und künftige Strategien ein Thema sein. Wobei Assad auch in der arabischen Welt Sympathisanten hat.

Setzt Assad Phosphor ein?

Der Vormarsch der bewaffneten syrischen Opposition erfolgt schrittweise, Armee und Rebellen sind in zähe, blutige Kämpfe verwickelt. In Damaskus schlugen Granaten in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalasts ein. Die Armee beantwortete den Angriff mit Geschützfeuer, die Rede ist von den schwersten Kämpfen in der Damaszener Innenstadt seit Ausbruch des Bürgerkrieges. Auch an der Grenze zu Jordanien und zu Israel wird heftig gekämpft, am Sonntag haben Rebellen den wichtigsten Grenzübergang nach Jordanien erobert, bestätigen jordanische Quellen. Für den Rest Syriens gilt, dass Informationen nur schwer auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden können. Die Meldungen, wonach Chemiewaffen eingesetzt werden, reißen jedenfalls nicht ab. Rebellen werfen jetzt der Armee vor, Phosphor-Granaten eingesetzt zu haben. Zwei oppositionelle Kämpfer sollen gestorben und mehrere verwundet worden sein. In der Vorwoche hat die Armee die Oppositionellen beschuldigt, Giftgas einzusetzen. Die Opposition beschuldigte ihrerseits die Armee.

Mit Riad al-Asaad ist zudem eine zentrale Figur des Kampfes gegen das syrische Regime schwer verletzt worden. Asaad, der 2011 die aus Deserteuren bestehende "Free Syrian Army" gegründet hatte, wurde im Osten Syriens durch eine Sprengfalle schwer verletzt und verlor ein Bein. Er ist angeblich außer Lebensgefahr und wird in einem türkischen Spital behandelt. Wer hinter dem Attentat steht, ist unklar.

Faktum ist, dass Assads Machtbasis langsam erodiert. Zum ersten Mal haben jetzt Vertreter der Alawiten zum Sturz des Diktators aufgerufen. Assad selbst gehört dieser religiösen Gruppe an - es handelt sich um eine Schiiten-Abspaltung -, deren Vertreter die meisten bedeutenden Posten im Staatsdienst und die Führung der Armee innehaben. Rund zehn Prozent der syrischen Bevölkerung besteht aus Alawiten. "Wir rufen unsere Brüder in der syrischen Armee auf, speziell die Mitglieder unserer Gemeinschaft, nicht die Waffen gegen ihr Volk zu erheben und den Eintritt in die Armee zu verweigern", heißt es jetzt in einer Erklärung, die in Kairo verlesen wurde.